
Jahresbericht 2019 - Vorwort

Standards und Standardisierung sind in einer digitalen, vernetzten Welt wichtiger denn je. Sie stellen nicht nur die Kompatibilität unterschiedlicher Systeme sicher. Sie erleichtern auch den Welthandel, fördern den weltweiten Austausch und schaffen gemeinsame Perspektiven. Das treibt Innovationen voran und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit.
Als österreichische Organisation für Standardisierung und Innovation hat Austrian Standards International eine wichtige Verantwortung: Die Entwicklung von Standards schafft praktikable, nachhaltige Lösungen für wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen – z. B. beim Klimaschutz, bei Barrierefreiheit, Gesundheit und Pflege, Smart Technologies oder bei Luft- und Wasserqualität.
Seit 100 Jahren trägt Austrian Standards International dazu bei, die Stimme Österreichs auf europäischer und internationaler Ebene zu stärken. Bei vielen Themen wurde die Führungsrolle unseres Landes in der Standardisierung ständig weiter ausgebaut. Das zeigt sich auch 2019: Mehr als 4.400 österreichische Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen haben an der Gestaltung internationaler, europäischer und nationaler Standards mitgewirkt.
Aber wir bei Austrian Standards arbeiten auch laufend an unserer Weiterentwicklung. So haben im Vorjahr z.B. wichtige Vorarbeiten für unseren Website-Relaunch stattgefunden. Und die Vorbereitungen für unser Jubiläumsjahr sind angelaufen.
Wir laden Sie herzlich ein: Scrollen Sie sich durch unseren digitalen Jahresbericht und erfahren Sie mehr zu unseren Aktivitäten 2019.

o. Univ.Prof. DDr. Walter Barfuß
Präsident

DDr. Elisabeth Stampfl-Blaha
Managing Director

Highlights
Neue Kooperationen, neue Partner, neue und erfolgreich abgeschlossene Projekte und zahlreiche Begegnungen: Sie kennzeichnen Austrian Standards und sein Umfeld 2019.

Startschuss für die Vorbereitungen zum 100-Jahr-Jubiläum
2019 war geprägt durch den Start der Vorbereitungen für das 100-jährige Jubiläum 2020. Vertrauen, Sicherheit, Innovation und Diversität – das sind als zeitlose Werte unsere Erfolgsfaktoren, die wir im Jubiläumsjahr vermitteln wollen. Hierfür haben wir bereits letztes Jahr Aktivitäten für 2020/2021 geplant, die den Nutzen und die Relevanz von Standards und der Standardisierung erlebbar machen sollen. Für die Jubiläumsaktivitäten haben wir auch Partner wie die Stadt Wien an Bord geholt. Wir freuen uns auf einen Start im Herbst 2020!

Neues aus Präsidium und Präsidialrat
Mit einem starken internationalen Netzwerk in die Zukunft – dieses Ziel stand im Vordergrund der Vollversammlung 2019. Der mittlerweile 55 Mitglieder umfassende Präsidialrat hat 2019 neun neue Mitglieder aus diversen Bereichen aufgenommen. Auch im Präsidium gab es 2019 Neuerungen: BMDW-Sektionschef Dr. Matthias Tschirf wurde als neuer Bundesvertreter vorgestellt. Außerdem wurde der Präsidiumsausschuss für Normungsangelegenheiten gegründet. Den Vorsitz führt Prof. Dr. Manfred Matzka.

Living Standard Award 2019
Standards, innovativ und praxisnahe: Am 24. Jänner 2019 wurden bereits zum fünften Mal heimische Unternehmen für die Entwicklung und den Einsatz von innovativen Standards mit dem Living Standards Award ausgezeichnet. Die Preisträger BDI-BioEnergy, Blue Danube Robotics, S. Spitz, Voith Paper und MAM Babyartikel präsentierten dabei anwendbare Lösungen in Bereichen wie künstliche Intelligenz und Aging Society.

Ein neuer Webauftritt für Austrian Standards
Um die Usability unserer Website für Besucherinnen und Besucher zu optimieren, hat sich ein eigenes Projektteam 2019 bei Austrian Standards zusammengesetzt und unter dem Projekttitel #Digistar2020 den Webauftritt von Austrian Standards auf das nächste Level gehoben. Der neue Webauftritt wird mit dem Erscheinen des digitalen Jahresberichts 2019 Anfang Mai 2020 gelauncht.

Rebrush der Marke "Austrian Standards"
Neben dem neuen Webauftritt wurde 2019 auch an einer Weiterentwicklung des Markenerlebnisses von Austrian Standards gearbeitet. Mit dem Rebrush soll die Marke "Austrian Standards" moderner und ansprechender werden. Erlebbar werden die Neuerungen schrittweise ab 2020 an jedem einzelnen Touchpoint entlang der Customer Journey. Doch nicht nur äußerlich hat sich das Design der Marke weiterentwickelt, auch innerlich haben wir mit Guiding Principles und einem neuen Corporate Wording Guide unseren Auftritt noch authentischer gestaltet.

Jahrestagung Baurecht und Baustandards 2019
Bereits zum zweiten Mal veranstaltete Austrian Standards zusammen mit der Bundesinnung Bau der Wirtschaftskammer Österreich im Rahmen der gemeinsamen Initiative "Dialogforum Bau Österreich – Gemeinsam für klare und einfache Bauregeln" die Jahrestagung für Baurecht und Baustandards. Rund 160 Expertinnen und Experten aus der Bauwirtschaft diskutieren am 5. Dezember 2019 bei Austrian Standards Lösungen für die Baukosten-Problematik, Haftungsfragen und die Anwendung von Bauregeln.

Das war der 3. IoT-Fachkongress
Internationales Flair beim IoT-Fachkongress 2019 am 23. Oktober 2019: Unter den 120 Gästen befand sich auch eine 24-köpfige Delegation aus Russland. Im internationalen Austausch wurden spannende Diskussionen geführt, kontroverse Ansätze offenbart und überraschende Perspektiven der Digitalisierung präsentiert. In diesem Sinne rückte die Rolle der Standardisierung als Innovationstreiber in einer digitalen Zukunft in den Fokus.

Zielbild Standardisierung
Im Zeitraum Juli bis Oktober 2019 haben wir die Mitglieder des Präsidialrates dazu befragt, wie sie die Trends und Herausforderungen bis zum Jahre 2030 sehen. In mehr als 50 semi-strukturierten Interviews wurden so Thesen, Erfahrungen und Meinungen eingeholt. Nach der Evaluierung haben sich insgesamt 12 Top-Themen herauskristallisiert. Diese werden 2020 die Grundlage für einen breiten Dialog über die Entwicklung eines Zielbildes für die Rolle der Normung in Österreich und vor allem die Rolle Österreichs in der Normung sein.

Standards als wesentlicher Beitrag zur Klimastrategie
Austrian Standards hat das Thema Klimaschutz 2019 in den Fokus gerückt. Denn besonders in diesem Bereich tut sich in der Standardisierung viel: Neueste Ergebnisse zeigen, dass – basierend auf Wissenstransfer mithilfe von Standards – in zehn Jahren österreichweit 36 Prozent weniger CO2-Ausstoß möglich sind. Ein internationaler Standard legt außerdem fest, wie Kohlenstoffneutralität nachweisbar ist. So leisten Standards wertvolle Beiträge für den Klimaschutz.

Standardisierung als Brücke zwischen Innovation und Markt
Forschung, Innovation und Standardisierung: Der Austrian Standards Summit im Juni 2019 veranschaulichte den über 80 Gästen durch Praxisbeispiele, europäische Initiativen und konkrete Ergebnisse die Verknüpfung dieser drei Komponenten. Auch CEN-CENELEC zeigte bei einer Konferenz in Brüssel zum Thema "Boosting innovation through standards", wie Standardisierung in unterschiedlichsten Bereichen helfen kann, Innovationen markttauglich zu machen.

Chinesische Normungsstrategie im Fokus
Über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Einflusses Chinas auf die internationale Standardisierung diskutierten am 30. April 2019 bei einem Business Breakfast 60 Gäste mit hochrangigen China-Experten. Eingeladen dazu hat Austrian Standards in Kooperation mit dem Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) und der Austrian Chinese Business Association (ACBA). Der Ausbau der Handelsbeziehungen und Exporte nach China ist ohne Erarbeitung und Einhaltung internationaler Standards heute nicht vorstellbar. Standards definieren Produkteigenschaften, Schnittstellen zu anderen Produkten, deren Qualität und auch, wie diese überprüft wird.

Der BREXIT und die europäische Standardisierung
2019 wurde thematisch großteils vom BREXIT dominiert. Auch in der europäischen Standardisierung wurden die Auswirkungen des BREXIT diskutiert. Austrian Standards organisierte zu dem Thema ein Interview mit Scott Steedman (British Standards Institute – BSI), Elisabeth Stampfl-Blaha und den Salzburger Nachrichten, um die Auswirkungen näher zu beleuchten. Da es sowohl für die britische als auch die kontinentaleuropäische Wirtschaft wesentlich ist, dass BSI auch künftig im europäischen Standardisierungsnetzwerk verbleibt, werden intensive Gespräche über eine Anpassung der Kriterien einer Mitgliedschaft bei CEN/CENELEC geführt.

JSA Arbeitsgespräch bei Austrian Standards
Auf Anlass des im Februar 2019 in Kraft getretenen EU-Japan Wirtschafts-Partnerschafts- und Freihandelsabkommens lud Austrian Standards die japanische Normungsorganisation Japan Standards Association (JSA) zu einem Arbeitsgespräch am 21. Februar 2019 ein. Thematisiert wurden dabei besonders die Chancen der Digitalisierung und Globalisierung in der Entwicklung von Standards. Damit wurde ein erster Schritt getan in der Vertiefung der Japanisch-österreichischen Beziehung.

Standards für ein zukunftsfähiges Europa
Bürokratie reduzieren, neue Technologien fördern, Forschung vorantreiben, Innovationen schneller auf den Markt bringen: Die Ziele in Europa sind vielseitig. Im Rahmen der Europawahl 2019 hat CEN-CENELEC die Deklaration "Trust Standards" ins Leben gerufen und damit den Bedarf an harmonisierten Standards nochmal hervorgehoben. Die Standardisierung bildet als gemeinsame europaweite Sprache die Basis für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt.

Maßgeschneiderte Normen-Nutzung für Kommunen
Die Aufgaben einer Kommune sind vielfältig und in vielen Bereichen helfen Standards (z.B. ÖNORMEN) der kommunalen Verwaltung bei ihrer effizienten und sicheren Bewältigung. Um alle Standards immer bei Bedarf auf Knopfdruck zur Verfügung zu haben, unterstützen digitale Managementlösungen. Austrian Standards möchte die Bedürfnisse der kommunalen Verwaltungen besser verstehen, um die Anwenderfreundlichkeit der Online-Lösungen zu optimieren. Deshalb wurde 2019 zusammen mit Mag. Martin Haidvogl, Magistratsdirektor der Stadt Graz und Präsidialratsmitglied von Austrian Standards, ein "Kommunales Pilot-Projekt" für die Stadt Graz gestartet. Das Pilotprojekt wird 2020 in Kooperation mit dem Gemeindebund und Städtebund ausgeweitet.

Neues aus der Welt der internationalen Standardisierung
2019 war auch für ISO ein ereignisreiches Jahr. Zum einen wurde im Rahmen der ISO-Generalversammlung in Kapstadt die ISO Strategy 2030 mit Fokus auf die Erreichung der Sustainable Development Goals SDGs diskutiert. Zum anderen trat Edward Njoroge aus Kenia als erster afrikanischer ISO-Präsident am 1.1.2020 sein Amt an. Er folgt damit John Walter, welcher seit 2018 ISO-Präsident war, nach. Für seine Präsidentschaft hat er sich die Aufgabe gesetzt, das Engagement der Entwicklungsländer in den ISO-Aktivitäten zu verstärken und zu vertiefen.

Standardisierung 2.0
Haben Standards das Ohr nah genug an den Anwenderinnen und Anwendern? Diese Frage stellen sich Standardisierungs-Organisationen auf der ganzen Welt. Denn: Ein Standard lebt von der Akzeptanz am Markt. Austrian Standards weiß um die Relevanz einer kundenzentrierten Denkweise als wichtiger Erfolgsfaktor und hat sich 2018/2019 beim Co-Creation Lab der Wirtschaftsagentur Wien mit der Zukunft des kollaborativen Arbeitens beschäftigt.

Höchste Wiener Ehrung für Walter Barfuß
Wiens Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Ludwig überreichte am 17. Dezember 2019 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien an Walter Barfuß und äußerte dabei die Hoffnung, dass Barfuß "auch in Zukunft als Brückenbauer zwischen der Stadt und der Wirtschaft" seine Fähigkeiten einbringen möge. Die Laudatio wurde von Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, gehalten.

Forschungsprojekte 2019
2019 nahm Austrian Standards als Konsortialpartner an diversen EU-Forschungsprojekten wie CEWASTE (freiwilliges, innovatives Zertifizierungsschema für Elektro- und Elektronikabfälle, um insbesondere seltene Erden der Wiederverwendung zuzuführen), eFactory (Vernetzung von Plattformen intelligenter Produktion – Industrie 4.0), STAIR4SECURITY (Unterstützung von sicherheitsrelevanter Forschung und optimierte Einbindung von Einsatzkräften durch Standardisierung), LEVEL-UP (Entwicklung innovativer Strategien und Lösungen zur Steigerung der Lebensdauer von industriellen Großanlagen beim Einsatz intelligenter Technologien) und FORMOBILE (Sicherstellung von Beweismitteln auf mobilen Geräten für Gerichtsverfahren bei Cybercrime-Delikten) teil.

Next Generation: Einblicke in die Welt der Standardisierung
Im Rahmen einer Exkursion des TGM Kunststofftechnik besuchten rund 30 Schülerinnen und Schüler des 4. Jahrgangs Austrian Standards, um sich über die Hintergründe der Standardisierung und die verschiedenen Abteilungen des Hauses zu informieren. Auch der Töchtertag 2019 sorgte wieder für reges Interesse bei jungen Mädchen.
Facts & Figures
Wichtiges und Wissenswertes über Austrian Standards International


Mitglied bei
- ISO – International Organization for Standardization
- CEN – European Committee for Standardization
- ETSI – European Telecommunications Standards Institute

Zertifiziert & akkreditiert
- zertifiziert nach ISO 9001, ISO 29990 und Ö-Cert
- akkreditierte Zertifizierungsstelle für Produkte nach ISO/IEC 17065
- notifizierte Zertifizierungsstelle zur EU-Bauproduktenverordnung
- Assessment gemäß den Kriterien der Mitgliedschaft bei CEN

Partnerorganisationen in 164 Ländern der Welt (ISO-Mitglieder)

120+ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Austrian Standards International, Austrian Standards plus GmbH und Austrian Standards Operations GmbH
Ausbildung:
46 % AkademikerInnen, 17 % Matura mit Teilstudium, 18 % Matura, 10 % Lehre, 9 % Pflichtschule – 20 Sprachen, 12 Nationalitäten

142 Komitees bei Austrian Standards mit 282 Arbeitsgruppen

österreichische Mitarbeit in
81 % der ISO-Komitees
100 % der CEN-Komitees

51 internationale Komitees und Arbeitsgruppen betreut Austrian Standards: 22 bei ISO, 29 bei CEN
Statistiken
„Die Zahl ist das Wesen aller Dinge“, meinte Pythagoras. Unsere Zahlen zeigen Wesentliches aus 2019: Stakeholder, Resultate, Trends.
Organisationen, die Teilnehmende nominieren – Gesamtzahl
Nominierende Organisationen (Anteil)
Teilnehmende in Komitees und Arbeitsgruppen insgesamt (2015 – 2019)
Neue Teilnehmende in Komitees und Arbeitsgruppen
22 590 öNORMEN gesamt (2019)
Neue öNORMEN (2019)
Neue Themen – neue Komitees
Bei CEN und ISO wurden 2019 insgesamt 11 neue Komitees gegründet.
CEN:
- Food Authenticity
- Public Procurement
- Regulated chemicals in products
- Microbiology of the food chain
- Small Craft
- Sustainable and Smart Cities and Communities
- Non automatic weighing instruments
- Blockchain and Distributed Ledger Technologies
ISO:
- Sharing economy
- Sex toys Design and safety requirements
- Machinery intended for use with foodstuffs
Finanzen 2019
Die Gewinn- und Verlustrechnung von Austrian Standards International im Jahr 2019 zeigt ein positives Ergebnis vor Steuern. Das Wirtschaftsjahr war durch keine besonderen a.o. Ereignisse im laufenden Betrieb gekennzeichnet.
Die Umsatzerlöse liegen 2019 um rd. 0,2 Mio. Euro über dem Vorjahr. Die sonstigen betrieblichen Erträge umfassen im Wesentlichen die Mitgliedsbeiträge (rd. 0,2 Mio. Euro) sowie Finanzierungsbeiträge von Bund und Ländern (1,4 Mio. Euro) und der WKÖ (0,2 Mio. Euro) sowie Beiträge für internationale Forschungsprojekte (0,2 Mio. Euro).
Die Aufwendungen sind insgesamt 2019 gegenüber 2018 gesunken. Die Veränderung ist primär auf geringere Personalaufwendungen (bzw. steuerrechtlich bedingte Änderung der Gliederung bei Personalaufwendungen und sonstigen betrieblichen Aufwendungen) zurückzuführen.
Das Betriebsergebnis beträgt 2019 rund minus 0,7 Mio. Euro. Es liegt somit unter dem Niveau des Vorjahres.
Das Finanzergebnis ist 2019 mit rund 0,7 Mio. Euro positiv und bewegt sich über dem Niveau des Vorjahres.
Somit ergibt sich für 2019 ein geringfügig positives Ergebnis vor Steuern.
