Die standardisierte Rettungskette

Standards unterstützen ihren reibungslosen Ablauf.

Egal ob im Haushalt, in der Arbeit, im Straßenverkehr oder beim Sport: Tritt ein Unfall ein, kommt es zwischen dem Moment des Notfalls und der Behandlung im Krankenhaus zu einem intensiven Zusammenspiel verschiedenster Personen und Institutionen. Diesen Verfahrensablauf nennt man "Rettungskette": Standards unterstützen ihren reibungslosen Ablauf.

Die einzelnen Maßnahmen der Rettungskette greifen ineinander wie Kettenglieder. Sie haben das Ziel, der betroffenen Person bereits am Unfallort notwendige Hilfe zu leisten und ärztliche Behandlung innerhalb kürzester Zeit sicherzustellen. Ersthelfende werden dabei während der ersten drei Kettenglieder tätig.

Der professionelle Rettungsdienst am Ende der Kette verbindet die medizinische Erstversorgung mit dem Transport ins Krankenhaus, wo die medizinische Versorgung fortgesetzt wird.

 

  Lebensrettende Sofortmaßnahmen

 

Sofortmaßnahmen führen Ersthelfende direkt nach dem Auffinden von Verletzten durch. Dazu gehört die Absicherung der Unfallstelle und lebensrettende Maßnahmen, wie das Stillen starker Blutungen.

Gerade bei offenen Wunden ist es wichtig, zum eigenen Schutz Einweghandschuhe zu tragen. Für die Dichtheit bzw. Mindesthaltbarkeit der Handschuhe sorgt die ÖNORM EN 455 für Medizinische Handschuhe zum einmaligen Gebrauch.

 

Notruf

Sind Verletzte gut abgesichert und versorgt, erfolgt der Notruf und mit ihm die Alarmierung des Rettungsdienstes. Dafür ist es wichtig, die Notfallnummern auswendig zu kennen oder sie im Handy eingespeichert zu haben.

In Österreich erreicht man die Feuerwehr unter 122, die Polizei unter 133 und die Rettung unter 144. Man kann ebenfalls den "Euro-Notruf" 112 wählen. Er ist in allen europäischen Ländern gleich und wird im Netz vorrangig behandelt. Ein eingehender Anruf wird mit der nächsten Sicherheitsleitstelle verbunden, sowohl in Österreich, als auch im europäischen Ausland. 
Damit Hilfe schnell eintrifft, sollte die Meldung folgende Informationen enthalten:

1.     Wo ist der Unfallort? 
Ort, Straße, Hausnummer, Ecke, Kilometerstein angeben.

2.     Was ist geschehen?
Verkehrsunfall, Feuer, Elektrounfall, ...?
Sind Verletzte eingeklemmt?
Ist die Fahrbahn blockiert?
Handelt es sich um einen Gefahrgut-Transport?

3.     Wie viele Verletzte?
Wie viele Verletzte befinden sich am Unfallort?

4.     Wer ruft an?
Angaben des eigenen Namens und der Rufnummer

Wichtig: Legen Sie erst auf, wenn Sie die Leitstelle dazu auffordert.

 

 Erste Hilfe

Sind alle Fakten vollständig übermittelt, können weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen durchgeführt werden, zum Beispiel die richtige Lagerung von Verletzten. 

Bei einem Autounfall findet man alles, was man in einer Unfall-Situation zur Erstversorgung braucht, in der "Autoapotheke", dem Erste-Hilfe-Kasten, der in jedem Fahrzeug mitgeführt werden muss.

Die bekannteste ÖNORM der Ersten Hilfe, die ÖNORM V 5101, findet sich deutlich sichtbar auf den genormten Erste-Hilfe-Kästen.

Die ÖNORM V 5101 regelt Bestimmungen zum Behälter selbst: Dieser muss ausreichenden Schutz des Erste-Hilfe-Materials gewährleisten und darf nicht aus Werkstoffen hergestellt sein, die den Verwendungszweck des Inhalts beeinträchtigen, beispielsweise durch Korrosion.

Der Behälter muss ebenfalls temperatur- und kraftstoffbeständig, stoßfest und staubdicht sein. Besitzt der Deckel keine Gummidichtung, muss der Inhalt zusätzlich geschützt werden, zum Beispiel durch verschweißte Plastikbeutel. Damit bei der Verwendung des Erste-Hilfe-Kastens weitere Verletzungen ausbleiben, darf der Behälter keine scharfen Ecken und Kanten aufweisen. 

Art und Menge der Erste-Hilfe-Materialien (als Mindestangaben) sind genau festgelegt: Im Innenleben des Kastens finden sich zum Beispiel eine Rettungsdecke (210 x 160 cm), eine Verbandsschere und vier Dreieckstücher.
 

Die ÖNORM K 2122 für Dreieckstücher regelt, dass jedes Tuch die Form eines gleichschenkeligen Dreiecks hat und einzeln verpackt ist. Die Kanten des Dreiecktuchs fransen nicht aus, und es ist für die Zwecke der Erste-Hilfe-Leistung drapierfähig.

Die ÖNORM K 2121 regelt, dass Verbandscheren bruchsicher sind und beim Schneiden nicht haken. Der Knopf an der Spitze der Schere schließt eine Verletzung der Haut aus und ist, wie die Scherengriffe, aus Kunststoff. 

Wichtige Infos zum Erste-Hilfe-Kasten in Fahrzeugen

  • Laut Gesetzgeber hat jedes Fahrzeug einen Erste-Hilfe-Kasten mitzuführen. Um sicherzugehen, dass Sie ein qualitatives und komplettes Produkt kaufen, achten Sie darauf, dass der Erste-Hilfe-Kasten der ÖNORM V 5101 entspricht. 
  • Jeder Erste-Hilfe-Kasten hat ein Ablaufdatum. Tauschen Sie ihn nach Ablauf aus.
  • Für einspurige Fahrzeuge gibt es einen eigenen Erste-Hilfe-Kasten laut ÖNORM V 5100. Achten Sie auch hier beim Kauf auf die ÖNORM.

 

 Sanitätshilfe/Transport

Nachdem Erste-Hilfe-Maßnahmen geleistet wurden, trifft in der Regel bereits der Rettungsdienst ein, um Verletzte weiter zu versorgen. 


Die ÖNORM EN 1789 für Rettungsdienstfahrzeuge und ihre Ausrüstung nimmt eine Kategorisierung der unterschiedlichen Krankenwagen vor. Bei Verkehrsunfällen kommt der "Typ B: Notfallkrankenwagen" zum Einsatz. Er ist für den Transport, die Erstversorgung und die Überwachung von Patientinnen und Patienten konstruiert und ausgerüstet. Als "fahrende Intensivstation" ausgestattet, ermöglicht er, den Patienten möglichst schnell an der Unfallstelle zu versorgen.
 

Um die Privatsphäre von Patienten während der Behandlung zu wahren, sind die Außenfenster laut ÖNORM EN 1789 mit einem Sichtschutz versehen. Folgende Regelungen gewährleisten die Sicherheit von Verletzten im Innenraum des Fahrzeugs:

  • Die Verkleidung des Dachs, der Seitenwände und Türen ist für Desinfektionsmittel undurchlässig
  • Die Kanten im Innenraum sind so beschaffen und/oder abgedichtet, dass keine Flüssigkeit unter sie gelangt
  • Ausgesetzte Kanten, die mit den Gliedmaßen bzw. dem Kopf der Insassen leicht in Berührung kommen können, weisen einen größeren Radius als 2,5 mm auf
  • Schubladen sind gegen selbsttätiges Öffnen gesichert.

Der Notfallkrankenwagen verfügt über Blaulicht und Einsatzhorn. Um schnell ins nächste Krankenhaus zu gelangen, kann ein bis zum zulässigen Gesamtgewicht beladener Krankenkraftwagen laut ÖNORM EN 1789 innerhalb von 35 Sekunden von 0 auf 80 km/h beschleunigen. 

 

 Ärztliche Behandlung

Mit der Behandlung im Krankenhaus endet die Rettungskette. Für die optimale Versorgung gibt es zahlreiche ÖNORMEN. 

Die ÖNORM H 6020 für lüftungstechnische Anlagen in medizinisch genutzten Räumen sorgt für reine Raumluft im Spital. Dies verhindert die Ausbreitung von Infektionen oder die Übertragung von Keimen. 

Eine weitere wichtige "Hygiene-Norm" finden wir mit ÖNORM EN 556 "Sterilisation von Medizinprodukten". Dieser Europäische Standard für Medizinprodukte verlangt, dass jede zufällige mikrobielle Kontamination eines Medizinprodukts so gering wie möglich gehalten wird. 

Damit die Qualitätssicherung während der Pflege der Patienten gewährleistet ist, hat die Arbeitsgemeinschaft "Qualitätsverbesserung in der Gesundheits- und Krankenpflege" einige Regelwerke (ONR) zum Thema "Qualitätsmanagement in der Pflege" entwickelt. Eine davon ist die ONR 116004 "Pflegerisches Gespräch im Rahmen des Dienstwechsels". Ziel dieser ONR ist die Weitergabe wichtiger Patientinnen- und Patienteninformationen, besonderer Vorkommnisse und Beobachtungen während einer Schicht an das Personal der nachfolgenden Schicht.

 

So stark wie das schwächste Glied

Ruhe, Umsicht, Besonnenheit und Kompetenz sind die Eigenschaften von gut ausgebildeten Ersthelfern: Gemeinsam mit professioneller Hilfe und der Unterstützung durch ÖNORMEN rettet die Rettungskette Tag für Tag Leben.

 

Bibliografie

  • ÖNORM EN 455 Medizinische Handschuhe zum einmaligen Gebrauch; 
    • Teil 1: Anforderungen und Prüfung auf Dichtheit; 
    • Teil 2: Anforderungen und Prüfung der physikalischen Eigenschaften; 
    • Teil 3: Anforderungen und Prüfung für die biologische Bewertung 
  • ÖNORM V 5101 Erste-Hilfe-Ausstattung für mehrspurige Kraftfahrzeuge – Anforderungen, Prüfungen
  • ÖNORM V 5100 Erste-Hilfe-Ausstattung für einspurige Kraftfahrzeuge – Anforderungen, Prüfungen
  • ÖNORM K 2121 Erste-Hilfe-Schere – Abmessungen, Anforderungen, Prüfung
  • ÖNORM K 2122 Dreiecktuch für Erste-Hilfe-Leistung – Abmessungen, Anforderungen, Prüfung
  • ÖNORM EN 1789 Rettungsdienstfahrzeuge und deren Ausrüstung – Krankenkraftwagen
  • ÖNORM H 6020  Lüftungstechnische Anlagen für medizinisch genutzte Räume – Projektierung, Errichtung, Betrieb, Instandhaltung, technische und hygienische Kontrollen
  • ÖNORM EN 556 Sterilisation von Medizinprodukten – Anforderungen an Medizinprodukte, die als "STERIL" gekennzeichnet werden; 
    • Teil 1: Anforderungen an Medizinprodukte, die in der Endpackung sterilisiert wurden; 
    • Teil 2: Anforderungen an aseptisch hergestellte Medizinprodukte
  • ONR 116004 Pflegerisches Gespräch im Rahmen des Dienstwechsels