energiemanagement mit iso 50001

Die ISO 50001 Energiemanagementsysteme ist eine weltweit gültige Norm, die als ÖVE/ÖNORM EN ISO 50001 ins Österreichische Normenwerk übernommen wird und Unternehmen und Organisationen beim Aufbau eines systematischen Energiemanagements unterstützt.

Das Dokument wurde 2011 erstmals veröffentlicht und 2018 überarbeitet. Es legt die Anforderungen zur Einführung, Verwirklichung, Aufrechterhaltung und Verbesserung eines Energiemanagementsystems fest. Durch einen systematischen Ansatz und den Aufbau entsprechender Prozesse und Systeme soll die energiebezogene Leistung fortlaufend verbessert werden.

Diese Norm hat das Ziel, die Energieeffizienz zu steigern, also den Energieverbrauch zu reduzieren, die Energiekosten zu senken und die Auswirkungen des Energieverbrauchs auf die Umwelt – etwa durch die Emission von Treibhausgasen wie CO2 – zu reduzieren.

Der Begriff Energie fasst dabei Elektrizität, Brennstoffe, Dampf, Wärme, Druckluft und erneuerbare Energien zusammen. Der Terminus Energieeinsatz ist umfassend zu verstehen und schließt Beleuchtung, Lüftung, Heizung, Kühlung, Prozesswärme, Transport, Prozesse und Produktionslinien ein.

 

Inhaltsverzeichnis

1 Hintergrund
2 Energiemanagement
3 Nutzen
4 Aktualisierung 2018
5 Normenreihe für Energiemanagement
6 Organisatorisches
7 Bibliografie

 

1. Hintergrund

Der weltweite Energieverbauch hat sich in den letzten 40 Jahren mehr als verdoppelt und soll laut Prognosen bis 2040 um weitere 30% steigen. Als Hauptverursacher des Klimawandels gilt der Energiesektor, der für knapp 60% der weltweiten emittierten Treibhausgase verantwortlich ist.

Wie der im November 2018 präsentierte Emissions-Gap-Report des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) zeigt, sind die globalen Emissionen 2017 wieder angestiegen. Nicht zuletzt deshalb stehen die Senkung des Energieverbrauchs und die Verbesserung der Energieeffizienz im Fokus der globalen Klimaschutzagenda.

2015 haben 196 Staaten in Paris die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) verabschiedet. Der "Klimavertrag von Paris" sieht die Begrenzung der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2° Celsius gegenüber Werten vor Beginn der Industrialisierung vor.

Bei der 24. Weltklimakonferenz, die von 2. bis 14. Dezember 2018 im polnischen Katowice stattfindet, soll ein gemeinsames Regelwerk ("Rulebook") formuliert werden, das einheitliche Leitlinien für das Berichtswesen der Staaten (Treibhausgasinventar), für Nachbesserungen der Klimapläne oder Fragen der internationalen Klimaschutzfinanzierung beschreibt.

Als der wichtigste internationale Standard zur Verbesserung der Energieeffizienz gilt die ISO 50001. Sie unterstützt unter anderem auch die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen, konkret SDG 7 (bezahlbare und saubere Energie) und SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz).

 

2. Energiemanagement

Systematisches Energiemanagement hilft Organisationen, ihren Energieverbrauch und ihre Prozesse besser zu organisieren und damit die eigene Produktivität zu verbessern. Ein Energiemanagementsystem (EnMS) beinhaltet die Entwicklung und Implementierung einer Energiepolitik, sowie von Zielen, Energiezielen und Aktionsplänen zur Verbesserung der eigenen energiebezogenen Leistung, dem Energieverbrauch und der Energieeffizienz bei gleichzeitiger Erfüllung geltender gesetzlicher und anderer Anforderungen.

Ein EnMS ermöglicht einer Organisation, Ziele und Energieziele festzulegen und zu erreichen, die erforderlichen Maßnahmen zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung zu ergreifen und die Konformität des Systems mit den Anforderungen des Standards ÖVE/ÖNORM EN ISO 50001 nachzuweisen.

ISO 50001 folgt – wie andere ISO-Managementsystemnormen – dem PDCA-Prozess (Plan-Do-Check-Act) für kontinuierliche Verbesserung. Bei der Anwendung eines Energiemanagementsystem werden im Rahmen der energetischen Bewertung (die einem Energieaudit entspricht) die Energieflüsse zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgezeichnet, die relevanten Energieaspekte identifiziert und Maßnahmen zur Effizienzverbesserung aufgedeckt.

Die Umsetzung der Maßnahmen hängt von unternehmensspezifischen Entscheidungen ab. Zur Kontrolle, ob das System noch optimal funktioniert und um bei Abweichungen rasch reagieren zu können, muss die Analyse des Energieverbrauchs regelmäßig durchgeführt werden. Das bedeutet, auch wenn die Maßnahmen bereits greifen, kommt der PDCA-Kreislauf zur Anwendung.  

 

3. Nutzen

Energiemanagementsystemen kommt eine wichtige Rolle beim Vorantreiben von Klimaschutzmaßnahmen als Unterstützung der Klimaschutzvereinbarungen der Vereinten Nationen zu. Energiemanagementbezogene Normen fördern Verbesserungen der energiebezogenen Leistung und sorgen für Transparenz, Zuverlässigkeit und Rechenschaftspflicht.

Unternehmen, die Energiemanagement als eine integrale Geschäftspraxis eingliedern, stellen sicher, dass Chancen zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung fortlaufend realisiert werden und die Verbesserungen Bestand haben und mit der Zeit zunehmen. Die Österreichische Energieagentur (Austrian Energy Agency, AEA) schätzt die durchschnittlichen Energieeinsparungspotentiale auf 10 bis 20 Prozent.

Abgesehen von der Verbesserung des ökologischen Betriebsverhaltens und der daraus resultierenden Energie- und samt Kostenersparnis hat die Einführung eines Energiemanagementsystems auch indirekte Effekte für Unternehmen und Organisationen: Neben der besseren Umweltsituation sind dies geringere Kosten für Versicherungen und Instandhaltung, bessere Arbeitsbedingungen und Ähnliches.

Darüber hinaus stellt ein Energiemanagementsystem sicher, dass Unternehmen und Organisationen

  • wissen, wie viel Energie in den verschiedenen Bereichen (Abteilungen, Produktionsprozesse, etc.) verbraucht wird,
  • sofort erkennen, wenn sich der Energieverbrauch in einem Bereich merklich verändert, und darauf richtig reagieren können,
  • über eine systematische und strukturierte Dokumentation des eigenen Energiesystems verfügen.

Die Norm ist auch Grundlage für Zertifizierungen von Energiemanagementsystemen, wie sie beispielsweise in den Rechtsvorschriften zum Spitzenausgleich und zur Begrenzung der EEG-Umlage gefordert ist.

Maßnahmen für ein besseres Management des Energieverbrauchs helfen auch der Gesellschaft Geld zu sparen. Die NGO Climate Works Foundation hat in einer Studie gezeigt, dass Anstrengungen für mehr Energieeffizienz und zur Reduktion des Kohlenstoffausstoßes in der Industrie und im Bausektor Einsparungen von 3,2 Billionen US-Dollar in der Gesundheitsversorgung zur Folge hätten.

 

4. Aktualisierung 2018

Um die Herausforderungen im Energiebereich noch effektiver bewältigen zu können, wurde die ÖVE/ÖNORM EN ISO 50001 2018 überarbeitet.

Wesentlichste Änderungen gegenüber der Version 2011 sind sprachliche und strukturelle Präzisierungen, Erläuterungen der Definition von Energieleistungskennzahlen und ihre Normalisierung, sowie die Präzisierung des "Plans zur Energiedatenerfassung" und der damit verbundenen Anforderungen.

Um ein hohes Maß an Kompatibilität mit anderen Managementsystemnormen sicherzustellen, wurde der Text der "High Level Structure" (HLS) übernommen. Die HLS ist eine übergeordnete Gliederung für den Aufbau neuer und überarbeiteter ISO-Managementsystem-Standards. Ziel der High Level Structure ist die Verbesserung der Kohärenz und der Ausrichtung der ISO Managementsystem-Standards. Dies wird gewährleistet, indem eine vereinheitlichende und gemeinsame allgemeine Struktur (Inhaltsverzeichnis), identische Kernaussagen und ein identisches Begriffsverständnis zugrunde gelegt werden.

Wie auch in anderen Normen wird hier das Top Management verstärkt in die Umsetzung und Unterstützung des Management Systems einbezogen und der risikobasierte Ansatz gefördert.

 

5. Normenreihe für Energiemanagement

Seit der erstmaligen Veröffentlichung der ISO 50001 im Jahr 2011 hat das zuständige ISO/TC 301 eine Reihe weiterer relevanter Standards zu den Themen Energiemanagement and Energieeinsparung entwickelt.

 

Diese "Normenfamilie" umfasst aktuell folgende Standards:

ISO 50002 Energy audits – Requirements with guidance for use (ISO 50002:2014)

ÖNORM EN 16247 Energieaudits, 5 Teile (2012, analog zu ISO 50002:2014)

DIN ISO 50003 Energiemanagementsysteme – Anforderungen an Stellen, die Energiemanagementsysteme auditieren und zertifizieren (ISO 50003: 2016)

ISO 50004 Energy management systems – Guidance for the implementation, maintenance and improvement of an energy management system (ISO 50004:2014)

ISO 50006 Energiemanagementsysteme – Messung der energiebezogenen Leistung unter Nutzung von energetischen Ausgangsbasen (EnB) und Energieleistungskennzahlen (EnPI) – Allgemeine Grundsätze und Leitlinien (ISO 50006:2017)

ISO 50007 Energy services – Guidelines for the assessment and improvement of the energy service to users ISO (ISO 50007:2017)

DIN ISO 50015 Energiemanagementsysteme – Messung und Verifizierung der energiebezogenen Leistung von Organisationen – Allgemeine Grundsätze und Leitlinien (ISO 50015:2014)

ISO 50047 Energieeinsparungen – Bestimmung von Energieeinsparungen in Organisationen (ISO 50047:2016)

 

Als Drafts liegen weiters vor:

ISO 50021:2018-10 Energy management and energy savings – General guidelines for selecting energy savings evaluators

ISO 50045:2018-03 Technical guidelines for evaluation of energy savings of thermal power plants

ISO 50046: 2018-10 General methods for predicting energy savings

Für Anfang 2019 ist die Publikation einer Normensammlung mit den Standards der 50000er-Reihe geplant.  

 

6. Organisatorisches

Das Thema Energiemanagementsysteme ist organisatorisch dem Komitee 093 "Energiewirtschaft" von Austrian Standards zugeordnet. Dem Gremium steht Ing. Christian Ulrich vor, Komitee-Manager ist Ing. Andreas Hermann, MSc.

Die ISO 50001 wurde vom Technischen Komitee ISO/TC 301 "Energy management and energy savings" in Zusammenarbeit mit dem Technischen Komitee CEN/CLC/JWG 3 "Energiemanagement und dazugehörige Dienstleistungen – Allgemeine Anforderungen und Verfahren zur Qualifikation" erarbeitet.

Das Sekretariat des ISO/TC 301 wird vom American National Standards Institute (ANSI) gehalten, jenes des CEN/CLC/JWG 3 vom italienischen Normungsinstitut UNI (Ente Nazionale Italiano di Unificazione).

 

7. Bibliografie

EN ISO 50001 Energiemanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung (ISO 50001:2018)