Katastrophen – Prävention und Hilfe

Katastrophen sind Ausnahmesituationen, die rasche und abgestimmte Maßnahmen erfordern.

Standards helfen bei der effektiven Koordination der unterschiedlichen Einsatzkräfte.

 

Inhaltsverzeichnis

1 Hintergrund
2 Organisatorisches
3 Stand der Normung
4 Bibliografie
5 Normensammlung Schutz vor Naturgefahren
6 Die standardisierte Rettungskette und ihre Normen

 

1. Hintergrund

Erdbeben, Großbrände, Massenkarambolagen, Terroranschläge. Ob von Menschen verursacht oder durch Naturgewalten ausgelöst – fast täglich berichten Medien von katastrophalen Ereignissen.

Derartige Ausnahmesituationen erfordern rasche und abgestimmte Maßnahmen – meist gleichzeitig und auf mehreren Verwaltungsebenen. Das gilt auch für den kommunalen Bereich.

Während Gesetze und sonstige Regelwerke oft nur den Aufgabenbereich einer Gebietskörperschaft oder einer Einsatzorganisation regeln, können Normen, die von mehreren Organisationen gemeinsam entwickelt werden, gerade die Zusammenarbeit der beteiligten Behörden und Einsatzkräfte an Schnittstellen unterstützen.

 

Lokaler Katastrophenschutz Gemeindesache

Die Verantwortung für die örtliche Gefahrenabwehr, das örtliche Rettungswesen und den örtlichen Katastrophenschutz – also für die unmittelbare Rettung von Mensch und Umwelt – tragen laut österreichischer Bundesverfassung die Gemeinden. In ihre Zuständigkeit fällt es auch, Einsatzmittel aufzubringen und das Personal entsprechend qualifiziert auszubilden.

 

2. Organisatorisches

Feuerwehrwesen, Rettungswesen und Katastrophenhilfe basieren in Österreich zu einem hohen Grad auf dem Ehrenamt. 340.000 Freiwillige sind es bei den Feuerwehren, beim Roten Kreuz betätigen sich hierzulande knapp 60.000 ehrenamtlich, dazu kommen noch andere Organisationen wie die Berg- oder die Wasserrettung.

Übersteigen Unglücksfälle oder Naturkatastrophen die Ressourcen der zivilen Einsatzkräfte – wie etwa bei den Überschwemmungen 2002 und 2005 – leistet das Bundesheer im Rahmen von Assistenzeinsätzen zusätzlich Hilfe.

 

Koordination entscheidend

Im Katastrophenfall sind Koordination und Kommunikation entscheidende Faktoren, die Abstimmung zwischen den beteiligten Akteuren auch über Zuständigkeiten und Organisationsgrenzen hinweg ist essentiell. Dies wird in Österreich je nach Anlassfall auf Gemeinde-, Bezirks-, Landes und Bundesebene wahrgenommen.

Das Staatliche Krisen- und Katastrophenschutzmanagement wird durch das Innenministerium (BMI) koordiniert. Das Komitee 246 "Societal Security" bei Austrian Standards erarbeitet unter anderem Standards für das Schnittstellenmanagement bei Katastrophen, das den unterschiedlichen Akteuren bei der Katastrophenhilfe zur Verfügung steht.

Standards können einen Beitrag leisten, damit Behörden, Einsatzorganisationen und auch private Organisationen und Unternehmen im Ernstfall effizient zusammenarbeiten können.

Voraussetzung für ein Normprojekt in einem Komitee ist, dass bei der Entwicklung alle relevanten Akteure einbezogen werden und zwischen den Beteiligten Konsens herrscht, wobei konkreter Bedarf und Praxisbezug immer im Vordergrund stehen.

Dementsprechend sind im Komitee 246 "Societal Security" Experten aus Bundes- und Landesbehörden sowie von ehrenamtlichen Einsatzorganisationen und Unternehmen vertreten. Zu den Aufgaben des Komitees zählt auch die Positionierung Österreichs in der internationalen Sicherheitsnormung bei CEN und ISO.

 

3. Stand der Normung

Übereinstimmung lässt sich erzielen, wenn alle wissen, wovon gesprochen wird. Daher ist im Katastrophenmanagement wie in anderen Disziplinen zunächst eine klare Fachterminologie notwendig. Die – auch internationale gültige – ÖNORM EN ISO 22300 definiert Begrifflichkeiten zu Sicherheit und Schutz des Gemeinwesens.

Die ÖNORM S 2304 vertieft die Benennungen und Definitionen im Hinblick auf ein integriertes Katastrophenmanagement, eine weitere ÖNORM für sogenannte taktische Zeichen zur Lagebeschreibung ist die ÖNORM S 2308.

Die Standards ÖNORM EN ISO 22313 und ÖNORM EN ISO 22301 beschreiben wiederum Anforderungen an ein Business Continuity Management System, um die Betriebsfähigkeit einer Organisation nach einer Katastrophe aufrecht zu erhalten.

Zu den schlimmsten Schreckensszenarien zählen sicherlich Ereignisse mit Gefahrstoffen. Chemische, biologische, radiologische und nukleare Stoffe stellen ein großes Gefahrenpotential dar, das im Notfall bewältigt werden muss. Die ONR CEN/TS 16595 beschreibt ein System, um Vulnerabilität abzuschätzen und Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung zu planen.

Kommen bei Unfällen Personen mit derartigen Stoffen in Berührung, gibt ein Standard für die Sofort-Dekontamination (ÖNORM D 2305) Abläufe für die Ereignisbewältigung vor. Weitere Anforderungen für die Dekontamination im Krankenhausbereich werden gerade vom Komitee 246 erarbeitet.

 

Gefahrenabschätzung und Risikoprävention

Standardisierte Kommunikation und entsprechende Prozesse sind jedoch nicht nur im Katastrophenfall von großer Bedeutung. Bereits im Vorfeld können Standards helfen, die Folgeerscheinungen zu minimieren oder Katastrophen zu verhindern.

So beschäftigt sich etwa das Komitee 256 bei Austrian Standards umfassend mit Naturgefahren und erarbeitet Normen zu vorbeugenden Schutzmaßnahmen.

Die Universität Wien bietet in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur und dem Innenministerium seit 2015 auch einen Weiterbildungsstudiengang an, der interessierten Fachkräften mit Berufserfahrung das relevante Wissen zu den Themen Risikoprävention und Katastrophenmanagement auf akademischem Niveau vermittelt.

 

4. Bibliografie

ÖNORM S 2304 Integriertes Katastrophenmanagement – Benennungen und Definitionen

ÖNORM S 2308 Integriertes Katastrophenmanagement – Taktische Zeichen

ÖNORM D 2305 Dekontamination von Personen nach CBRN-Ereignissen – Anforderungen an die Sofort-Dekontamination
Pressemeldung "Sofort kompetent helfen – das ABC der Dekontamination"

ÖNORM S 2450 Umgang mit klassifizierten Informationen – Anforderungen an den Schutz von Verschlusssachen
Pressemeldung "Damit geheim auch wirklich geheim bleibt"

ONR CEN/TS 16595 ABC-Risiken – Verwundbarkeitsbewertung und Schutz gefährdeter Bevölkerungsteile (CEN/TS 16595)

ÖNORM EN ISO 22300 Sicherheit und Schutz des Gemeinwesens – Terminologie

ÖNORM EN ISO 22301 Sicherheit und Schutz des Gemeinwesens – Business Continuity Management System – Anforderungen (ISO 22301)
Pressemeldung "Umgang mit Risiken einer Betriebsunterbrechung"

ÖNORM EN ISO 22311 Sicherheit und Schutz des Gemeinwesens – Videoüberwachung – Datenschnittstellen (ISO 22311)

ÖNORM EN ISO 22313 Sicherheit und Schutz des Gemeinwesens – Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit – Leitlinie (ISO 22313)

 

5. Normensammlung Schutz vor Naturgefahren

Austrian Standards Institute (Hrsg.)
Normensammlung Schutz vor Naturgefahren
Die Normenreihe ONR 24800 über Wildbach-, Lawinen- und Steinschlagschutzbauwerke
1. Auflage 2014, 512 Seiten, kartoniert, ISBN 978-3-85402-290-9

Bibliografie (folgende ONR sind im Buch inkludiert):
ONR 24800 Schutzbauwerke der Wildbachverbauung – Begriffe und ihre Definitionen sowie Klassifizierung
ONR 24801 Schutzbauwerke der Wildbachverbauung – Statische und dynamische Einwirkungen
ONR 24802 Schutzbauwerke der Wildbachverbauung – Projektierung, Bemessung und konstruktive Durchbildung
ONR 24803 Schutzbauwerke der Wildbachverbauung – Betrieb, Überwachung und Instandhaltung
ONR 24805 Permanenter technischer Lawinenschutz – Benennungen und Definitionen sowie statische und dynamische Einwirkungen
ONR 24806 Permanenter technischer Lawinenschutz – Bemessung und konstruktive Ausgestaltung
ONR 24807 Permanenter technischer Lawinenschutz – Überwachung und Instandhaltung
ONR 24810 Technischer Steinschlagschutz – Begriffe, Einwirkungen, Bemessung und konstruktive Durchbildung, Überwachung und Instandhaltung

 

6. Die standardisierte Rettungskette und ihre Normen

Gefahren lauern überall – im Haushalt, im Betrieb, im Straßenverkehr, in der Freizeit. Wichtig ist es daher, dass möglichst viele Menschen Erste Hilfe leisten können, Rettungskräfte perfekt ausgebildet sind und Krankenwagen, Erste-Hilfe-Kasten und Co im Notfall voll einsatztauglich sind. Um das zu sicherzustellen, gibt es eine Reihe von Standards. Lesen Sie mehr darüber, was ÖNORMEN im Falle eines Unfalls zur Rettung und Genesung genau beitragen können.