Vienna Agreement ist Kompass für die Zukunft

Hochrangige Online-Konferenz über Visionen und Verantwortung internationaler Standardisierung

Zum 30. Jubiläum des „Vienna Agreement“ trafen am 11. Oktober 2021 die Spitzen der internationalen Standardisierungsorganisationen und rund 160 Interessierte aus aller Welt zu einer Hybridkonferenz zusammen. Unter dem Titel „From global to local: Joining forces to help global standards create local impact“ wurde über die Chancen und Visionen im Standardisierungswesen gesprochen und die große Rolle von Standards für eine nachhaltige Zukunft hervorgehoben.

Begrüßende Worte kamen von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig: „Standards und Normen helfen, die Herausforderungen von heute und morgen zu meistern. Sie waren schon in der Vergangenheit oft richtungsweisend für internationale Regeln und unterstützen globale Wirtschaftsbeziehungen.“

Das Vienna Agreement wurde 1991 in Wien unterzeichnet und ist seitdem Grundlage für die Zusammenarbeit der Internationalen Organisation für Normung ISO und der Europäischen Organisation für Normung CEN. Wie Länder und Regionen weltweit auch in den nächsten 30 Jahren und darüber hinaus effektiv zusammenarbeiten können, um ihre gemeinsamen Ziele zu erreichen, war unter anderem Thema der Konferenz. Elisabeth Stampfl-Blaha, Managing Director von Austrian Standards International (A.S.I.): „Diese Konferenz ist weit mehr als eine Jubiläumsfeier. Wir wollen Visionen und Pläne teilen.“

Harmonisierte Standards sind in vernetzter Welt unersetzlich

Eddy Njoroge, President International Organization for Standardization (ISO), hob die Bedeutung von internationalen Kooperationen hervor: „Das Vienna Agreement ist ein Meilenstein in der Geschichte der Standards. Das Abkommen und der ISO-Prozess selbst zeigen die Kraft der Zusammenarbeit und den Wert der Entwicklung von Lösungen, bei der jede Stimme gehört wird. Gleichzeitig stehen wir vor vielen drängenden Problemen, wie die Gesundheitskrise oder der Klimawandel, die unser kontinuierliches Engagement erfordern. Mehr denn je braucht die Welt Standards.“

Davon zeigte sich auch Vincent Laflèche, President European Committee for Standardization (CEN), überzeugt: „Standards ermöglichen den Marktzugang innerhalb und außerhalb der europäischen Grenzen. Sie tragen zur Erhöhung der Sicherheit und der Umweltverträglichkeit von Waren und Dienstleistungen bei. Sie unterstützen die schnelle Verbreitung von Innovationen auf dem Markt und helfen, gemeinsame Ziele wie die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (SDG) zu erreichen. Unser Engagement für die internationale Standardisierung manifestiert sich auch in unserer CEN- und CENELEC-Strategie 2030, die eine Roadmap für die nächsten zehn Jahre festlegt. Die Erreichung unserer strategischen Ziele beruht auf der starken Zusammenarbeit mit ISO und IEC.“

Ruggero Lensi, Vice-President Technical European Committee for Standardization (CEN), ergänzte: „Die Harmonisierung von Standards auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene ist ein großer Erfolg. Sie schafft Klarheit für Märkte, die Industrie sowie Konsumentinnen und Konsumenten. Von der Pandemie haben wir gelernt: ‚from global to local‘ ist aktueller denn je. Vom Gesundheitswesen bis zum Tourismus brauchen wir Lösungen, die helfen, solche Krisen regional und international langfristig zu überwinden.“

SDGs als Leitmotiv für zukunftsfähige Standards

Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Podiumsdiskussion auch darüber, dass international harmonisierte Standards den Rahmen für nachhaltige Produkte und Lösungen vorgeben können. Zaki M. Al-Rubaei, Head of Strategy Management and Acting Head of Marketing & Intl. Relations GCC Standardization Organization (GSO), etwa zeigte sich überzeugt: „Die Harmonisierung von Standards beeinflusst nicht nur die Qualität und Sicherheit von Produkten und Infrastruktur, sie spart auch Ressourcen. Das Vienna Agreement ist eine Erfolgsgeschichte, die wir jedenfalls fortsetzen wollen. Wir alle teilen die Vision, dass wir mit Unterstützung von harmonisierten Standards die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung erreichen können.“

Hermogène Nsengimana, Secretary General African Regional Organization for Standardization (ARSO), betonte: „Wir müssen die Rolle von Standards in einer fairen, globalen Wirtschaft aber auch immer wieder neu überdenken und geänderten Bedingungen anpassen. Außerdem brauchen wir weiterhin intensiven Informationsaustausch. Künftig müssen alle Standards mit den SDGs als Leitmotiv verknüpft sein.“

Auch Mitsu Matsumoto, Convenor of PASC WG2 on Capacity Building / Pacific Area Standards Congress (PASC), war dieser Meinung: „Unsere gesamte Arbeit muss mit den SDGs vereinbar sein. Die offene Kommunikation zwischen Stakeholdern und Mitgliedern ist eine Bereicherung für alle und auch international von großer Bedeutung. Wir schätzen den gegenseitigen Know-How-Transfer und sehen in der Harmonisierung von Standards große Vorteile.“

Erfolgsfaktor Partizipation

Für die Expertinnen und Experten sind weiters vor allem die demokratischen Prozesse und der partizipative Zugang aller Mitglieder, unabhängig von ihrer Größe, ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Vienna Agreement.

Anton Shalaev, Head of the Russian Federal Agency on Technical Regulating and Metrology / Euro-Asian Council for Standardization, Metrology and Certification (EASC): „Die globale Zusammenarbeit ist auch eine Frage der Kompetenzverteilung. Das Know-How regionaler Organisationen ist ebenso wertvoll wie jenes internationaler Gremien. Nur gemeinsam können wir die neue Realität meistern.“

Osvaldo Petroni, President Pan-American Standards Commission (COPANT): „Das Abkommen ist ein Vorbild für viele Regionen und ein Kompass für die Zukunft. Die Möglichkeit der Partizipation, insbesondere von kleineren oder örtlich abgeschiedenen Mitgliedern, hat sich auf Grund der Pandemie und damit einhergehend mit der schnellen Etablierung von Onlinemeetings enorm verbessert.“

Iuliana Chilea, Director General Romanian Standards Association (ASRO) & Board Member European Committee for Electrotechnical Standardization (CENELEC): „Die Vermeidung von Doppelgleisigkeiten erhöht die Effizienz der Standardisierungsprozesse. Das ist vor allem für kleinere Mitglieder wichtig. Die aktive Teilhabe unter optimaler Nutzung von Ressourcen bietet ihnen die Möglichkeit, internationales Niveau zu erreichen. Standards erhöhen insgesamt die Sicherheit von Investitionen und Produkten in und aus der Region.“

Scott Steedman, Director of Standards British Standards Institution (BSI), ergänzte: „Wir wollen alle Mitglieder dazu ermutigen, die internationalen Standards zu reflektieren und zu adaptieren, wo Bedarf herrscht. Unter Einbezug der regionalen Stakeholder bilden unsere Mitglieder die Brücke zum globalen Wirtschaftsraum.“

Berichte aus der Praxis weltweit

Ob global oder lokal, das Vienna Agreement und die Bemühungen internationaler Zusammenarbeit wurden weltweit positiv wahrgenommen, wie die Berichte der Vertreterinnen und Vertreter von Standardisierungsorganisationen aus den USA, Südamerika, Afrika, Indonesien und China veranschaulichten.

„ISO ist ein starker und zuverlässiger Partner. Das Interesse an ISO-Standards ist in den USA sehr groß. Immerhin rund zehn Prozent der nationalen US-Standards entsprechen ISO-Standards. Die enge Zusammenarbeit mit regionalen Organisationen spielt eine Schlüsselrolle für die Kooperation mit anderen internationalen Organisationen“, erzählte zum Beispiel S. Joe Bhatia, President American National Standards Institute (ANSI).

Aus Südamerika wusste Rosario Uria, Director of Standardization Instituto Nacional de Calidad (INACAL), zu berichten: „Internationale Standards schrauben auf regionaler Ebene die Anforderungen höher. Peru hat einige Abkommen unterzeichnet und profitiert enorm von der Teilhabe auf internationalem Niveau.“

In Indonesien setzt man schon lange auf internationale Kooperationen mit Standardisierungsorganisationen. Kukuh S. Achmad, Chairman National Standardization Agency of Indonesia (BSN): „BSN ist eine Regierungsorganisation und schon seit 1956 ISO-Mitglied. Es hat sich gezeigt, dass international gültige Standards auch Märkte und Produkte harmonisieren und regulatorisch wirken können.“

Aus China kam ebenfalls ein Bekenntnis zur verstärkten Zusammenarbeit: „China hat großes Interesse an der internationalen Harmonisierung von Standards und will aktiv am Prozess teilnehmen. Wir alle müssen zusammenarbeiten“, sagte Liwen Gao, Vice Director Standardization Administration of China.

Für Sadhvir Bissoon, Executive Standards South African Bureau of Standards (SABS), bilden die bereits definierten und harmonisierten Standards eine solide Grundlage für neue Mitglieder: „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Dank bereits etablierter internationaler Standards und Kooperationen blicken wir zuversichtlich in die Zukunft.“

Eve C. Gadzikwa, Director General Standards Association of Zimbabwe (SAZ), erzählte von den Erfahrungen, die Simbabwe als junges Mitglied gemacht hat: „Mit der Übernahme des ISO-Methodenrahmens hat die SAZ als nationales Normungsgremium erfolgreich die nationale Normungsstrategie (NSS) 2018-2020 entwickelt und umgesetzt. Das hat zu einer Reihe erfolgreicher Standardisierungsprojekte geführt.“ Als Beispiele nannte Gadzikwa die harmonisierten afrikanischen Automobilstandards und die nationalen Normen für erneuerbare Energie – „eine Erfolgsgeschichte für die SAZ.“

Fazit: Standardisierung schafft Realität mit Verantwortung

Elena Santiago Cid, Director General European Committee for Standardization and European Committee for Electrotechnical Standardization (CEN/CENELEC), stellte fest: „Ich sehe bei allen Beteiligten große Leidenschaft für das Thema Standardisierung. Um die SDGs zu erreichen, können Standards eine Schlüsselrolle spielen. So tragen wir nicht nur Verantwortung für die Industrie, sondern auch gegenüber Umwelt und Gesellschaft.“

Sergio Mujica, Secretary-General International Organization for Standardization (ISO), fasste am Ende der Konferenz zusammen: „Abkommen wie das Vienna Agreement unterstützen die Menschen ganz konkret bei der Umsetzung ihrer Projekte. Es greift globale Probleme auf und bietet weltweit regional adäquate Lösungen, indem es nationale Talente fördert, international vernetzt und Know-How sowie Ressourcen effizient bündelt.“

 

Mehr zum Thema:

Wiener Abkommen mit Zukunft: 39 Jahre Vienna Agreement

Die Aufzeichnung der Veranstaltung können Sie hier ansehen:

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