IoT-Fachkongress 2017

Wie Standards das Internet of Things vorantreiben und potenzielle Gefahren reduzieren

IoT-Fachkongress von Austrian Standards: Hochkarätige Referentinnen und Referenten zeigten Potentiale und Trends der IoT-Anwendungen in der Industrie auf, entwickelten Strategien gegen potenzielle Bedrohungen für lebenswichtige Infrastrukturen und skizzierten der Status Quo der Standardisierung in diesem Bereich.

LEAD-PARTNER

MEDIENPARTNER

HAUPTPARTNER

PARTNER

"Das Internet of Things birgt sehr viel Potential, um unser Leben zu verbessern", erklärte Muna Duzdar, Staatsekretärin für Digitalisierung, in ihrer Eröffnungsrede beim IoT-Fachkongress von Austrian Standards am 18. Oktober 2017. IoT, Big Data und Cloud seien aber nicht nur technische und ökonomische Themen, sie seien auch hochpolitisch, so Duzdar. Daher sei es Aufgabe des Staates, neben Forschung und Entwicklung auch die Bildung zu fördern, um digitale Kompetenz sicherzustellen.

 

Zusätzlich brauche es aber Spielregeln und definierte Verantwortlichkeiten für die digitale Welt. Denn "wir wollen keinen digitalen Wilden Westen" voller Fake News, Überwachung und Social Networks, die sich als Hassmaschinen entpuppen. Standards spielen dabei eine wichtige Rolle, und in ihre Entwicklung seien alle Betroffenen einzubinden, so Duzdar. Zusätzlich brauche es eine Charta der digitalen Grundrechte in der Europäischen Union, sagte die Staatssekretärin.

Gemeinsam mit der Direktorin von Austrian Standards, Elisabeth Stampfl-Blaha, begrüßte Duzdar am 18. Oktober 2017 rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - Vorstände, Geschäftsführer, Technologie-, Sicherheits-, Marketing- und Datenschutzexperten - zum völlig ausgebuchten IoT-Fachkongress 2017 in der Wiener Heinestraße. Stampfl-Blaha betonte die wichtige Rolle von Austrian Standards als Partner und Plattform für alle Stakeholder.

Die Notwendigkeit, regulativer zu sein, betonte auch Manfred Wöhrl, Vizepräsident der Digital Society, der den Kongress moderierte. Milliarden von "Devices" im Internet seien unsicher installiert, daher brauche es anerkannte Standards. Security by Design könne ein möglicher Ansatz sein, sagte der Experte. Cyberattacken in der Vergangenheit hätten einen Eindruck davon vermittelt, was alles passieren könne, so Wöhrl.

VERLETZLICHE INFRASTRUKTUR

Der Sicherheitsspezialist Herbert Saurugg machte deutlich, wie verletzlich moderne Infrastrukturen sind. Mit einem Film führte er die drastischen Folgen eines Blackouts vor Augen und erklärte, dass ein derartiger Vorfall - ein plötzlicher, europaweiter Strom- und Infrastrukturausfall, der länger als 12 Stunden dauert - jederzeit möglich sei. Die zunehmende Digitalisierung und das "Internet of Everything" führten zu einer chaotischen Vernetzung mit hoher Komplexität. 

 

Dies schaffe eine Vielzahl von Angriffsmöglichkeiten für Cyberattacken, was Blackout-Szenarien erschreckend nahe rücken lasse, so der Ex-Militär. Entschärfen könne man diese Gefahrenlage nur durch Bewusstseinsbildung, Vorsorge und einen ganzheitlichen IoT-Ansatz, der auch Business Continuity Management und Disaster Recovery berücksichtige, erklärte Saurugg.

PATENTE IN IOT-INDUSTRIE NEHMEN ZU

Karl Grün von Austrian Standards und Richard Valenta vom Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) beschrieben den aktuellen Stand der Normung im Bereich Internet of Things und gaben Ausblicke auf künftige Entwicklungen. Aktuelle Themen sind das Industrial Internet of Things (IIoT, Industrie 4.0), das Internet of Media Things (IoMT), Smart Garments & Equipment (intelligente Kleidung, etwa für Einsatzkräfte) sowie Cyber Security und Privacy (by design and by default).

 

Besonderen Stellenwert für die Normung hat ein "Code of conduct" für die Lizenzierung wesentlicher Patente von Industriestandards für das IoT bzw. das industrielle Internet. Die Zahl der Patente in diesem Bereich sei in den letzten Jahren stark angestiegen - aus der Sicht offener und für alle zugänglicher Standards eine schwierige Entwicklung.

Wo und warum Standards im Zusammenhang mit IoT besonders wichtig sind, erläutert Karl Grün folgendermaßen:

WARUM IOT STANDARDS BRAUCHT

Der Frage "Inwieweit benötigt IoT Standards?" ging eine Expertenrunde in der anschließenden Podiumsdiskussion nach. Moderiert von Futurezone-Redakteur Patrick Dax waren sich Thomas Herndl (Infineon Technologies), Werner Illsinger (Digital Society), Hermann Brand (Institute of Electrical and Electronics Engineers, IEEE) und Karl Grün (Austrian Standards) rasch einig, dass es Standards braucht: Nur sie können Interoperabilität, Ausfallssicherheit und Vertrauen herstellen.

 

Weitere Themen wie Security und Safety, Systemkosten, die Interaktion des IoT mit der physikalischen Welt, Quantenkryptografie und Telekommunikationsüberwachung boten reichlich Diskussionsstoff und mündeten ebenfalls in der Forderung nach mehr Standardisierung.

Wo und warum Standards bei IoT besonders wichtig sind, beantwortete auch Thomas Herndl von Infineon Technologies:

IOT VERÄNDERT DIE WELT

IM ANWENDUNGSTEIL DES KONGRESSES PRAKTISCHE ANWENDUNGEN

Manuel Huick von Hagleitner Hygiene präsentierte Big Data im Waschraum. Das mittelständische oberösterreichische Unternehmen entwickelte auf Basis seiner IoT-Lösung ein neues Geschäftsmodell und steigerte mit völlig neuer Servicequalität seine Verkaufszahlen.

Christian Binder von Hutchison Drei Austria machte anhand der Anforderungen unterschiedlicher Stakeholder klar, dass das Internet of Things zu seiner weiteren Entwicklung Standardisierung benötigt. Als sinnvolle Anwendung führte Binder das Produkt 3Cloud Business an, mit dem Geschäftskunden rechtskonform ihre Kunden- und Geschäftsdaten sicher, verschlüsselt und georedundant in österreichischen Rechenzentren zertifiziert nach ISO-27001 speichern können. 

 

Damit unterstützt Drei die österreichischen Unternehmen bei der Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung 2018.

Thomas Pfeiffer von Linz Strom Netz beschrieb in seinem Vortrag, wie sich Sicherheit im Industrial Internet of Things herstellen lässt.

 

Horst Hasenhütl von Austro Control referierte schließlich über den intelligenten Drohnenschwarm und erklärte dabei die kommende "Grundverordnung" der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA), die stärkere Regeln für den Betrieb von zivilen Drohnen bringen wird.

ZWISCHEN BIG DATA UND REGULIERUNG

Der Nachmittag des IoT-Kongresses bot zwei parallele Praxissessions zu den Themen "IoT als Big Data-Lieferant" und "Internet of Things und Reglementierung".

SESSION 1: RELEVANT DATA

Holger Temme vom IT-Start-up Crate.io eröffnete Panel 1 mit dem Praxis-Beispiel einer Produktionsoptimierung durch Industrial IoT. IoT würde derartig große Datenmengen erzeugen, dass sie nicht mehr in Echtzeit von einem Menschen wahrgenommen werden könnten. Auch Datenbanksysteme kämen hier zunehmend an ihre Grenzen. Die neue Auswertungstechnologie von crate.io könne diese immensen Datenmengen tatsächlich in Echtzeit aggregieren und visualisieren und ermögliche so einen unmittelbaren Eingriff in den Produktionsprozess, so Temme.

Wolfgang Ponweiser vom Austrian Institute of Technology (AIT) beschrieb Anbieter, Entwicklungsstufen und Problemstellungen autonomer Fahrzeuge und fragte nach Nutzen, Ziel und Strategie. Er betonte das große Potential autonomen Fahrens und regte an, für dieses Thema eine Roadmap zu erstellen.

 

Norbert Frischauf von SpaceTec Capital Partners gab Einblick in die Geschichte der Beobachtung und Überwachung durch Satellitentechnologie. Die Digitalisierung bezeichnete er als eine der nachhaltigsten disruptiven Technologien. Big Data, Künstliche Intelligenz, Drohnen, Webcams und das Internet of Things würden viele Chancen bieten, aber auch viele (technologische) Gefahren bergen, so Frischauf.

Für Stefan Ebener von NetApp steht Big Data nicht für große Datenmengen, sondern für relevante Daten. Er sieht in einer ausgeklügelten Strategie für Datenmanagement den Erfolgsfaktor für IoT-Projekte. Wichtig sei es, Datenmobilität zu erreichen.

SESSION 2: HANDLUNGSBEDARF BEI REGLEMENTIERUNG

In Session 2 referierte Rechtsanwältin Veronika Wolfbauer (Schönherr Rechtsanwälte) über Auswirkungen der neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) auf Unternehmen, die IoT einsetzen. Dabei betonte sie die Wichtigkeit, Datenschutz bereits in technische Anwendungen einzuprogrammieren, sobald deren Zweck feststeht (privacy by design). Die neue EU-DSGVO tritt mit 25. Mai 2018 in Kraft.

IoT-Risikomanagement und Business-Continuity waren die Themen von Sascha Hönigsberger (Österreichische Post). Damit unternehmenskritische Prozesse im Problemfall ausreichend verfügbar blieben, müssen Unternehmen größtmögliche Resistenz und Resilienz ihrer Systeme sicherstellen – etwa durch secure coding, so Hönigsberger.

Tobias Höllwarth von EuroCloud erklärte, dass das eigentlich Revolutionäre an der Digitalisierung sei, dass sie gleichzeitig weltweit stattfinde. In einer derart komplexen vernetzten Welt könne niemand mehr alles verstehen, prüfen und evaluieren. Um sich dennoch mit vertretbarem Aufwand über Anbieter, Qualität und Datenschutzaspekte von Cloud-Services zu informieren, seien Zertifizierungssysteme wie das EuroCloud StarAudit hilfreich.

Datenschutzaktivist Max Schrems gab schließlich einen Einblick in die langwierigen Bemühungen, europäische Rechtsinteressen in amerikanischen Geschäftsbeziehungen durchzusetzen. Da es große Auffassungsunterschiede gäbe, wäre es vermutlich zielführender, einfach europäischen Providern aus datenschutzrechtlichen Gründen den Vorzug zu geben, so Schrems.

LIVE HACK ZEIGT RISIKEN AUF

Abschließend demonstrierten Spezialisten vom Austrian Internet of Things Network bei einem Live-Hack eindrucksvoll, wie einfach sich von außen die Kontrolle über ein durchschnittliches WLAN-Netz samt den angeschlossenen Geräten übernehmen lässt. Sie machten damit die Risiken deutlich, die Millionen ungesicherter Devices - von Smartphones über Webcams bis hin zu "smarten" Kuscheltieren - im Internet of Things darstellen.

KOMPETENZ, BEWUSSTSEIN, STANDARDS

Derartige Risiken und die Frage, ob wir darauf vorbereitet sind, erörterte die abschließende Podiumsdiskussion, die von der Journalistin und Buchautorin Ingrid Brodnig geleitet wurde. Kathrin Kränkl (KKR Consulting), Roland Ledinger (Bundeskanzleramt, Plattform Digitales Österreich, AG Datenverarbeitung), Sylvia Mayer (Innenministerium) und Philipe Reinisch (Silkroad 4.0, IoT Austria) stimmten überein, dass im deutschsprachigen Raum sehr viel über Risiken gesprochen wird und dabei mitunter die positiven Aspekte untergingen. Gerade in der Verwaltung gäbe es viele Anwendungen, bei denen IoT helfen könnte, Prozesse zu vereinfachen.

 

Wichtig sei aber, sich Gedanken zu machen, was Digitalisierung für die Gesellschaft bedeute. Denn, so der Tenor des Podiums: Das Internet of Things bietet Vereinfachung und Bequemlichkeit. Aber es braucht auch Lösungen, um die dahinterliegende Komplexität in den Griff zu kriegen, um Sicherheit und Vertrauen zu schaffen. Standardisierung sei dabei ein Lösungsansatz. Es brauche aber auch digitale Kompetenz und ein entsprechendes Bewusstsein.

IOT AUF ÜBERHOLSPUR - DANK STANDARDS

Austrian-Standards-Direktorin Elisabeth Stampfl-Blaha, Karl Grün und Manfred Wöhrl betonten zum Abschluss des Kongresses die enorme Bedeutung und die vielfältigen Potentiale des Internet of Things für nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens und wiesen auf die Wichtigkeit internationaler Abstimmung, besonders mit Hilfe der Standardisierung, hin.

 

PARTNER DES IOT-FACHKONGRESSES 2017

Für die Unterstützung des IoT-Fachkongresses bedankt sich Austrian Standards

  • bei seinem Lead-Partner Hutchison Drei Austria,
  • bei den Hauptpartnern Crate.io, Hewlett Packard Enterprise, Solo IT, NetApp,
  • bei den Partnern Digital Society, Mechatronik Cluster, OVE, WKO Die Industrie, Austrian Innovation Forum, Austria Innovativ, Industry 4 Business, Maschinenmarkt und Monitor sowie
  • beim Mediapartner futurezone.at 

AUSBLICK

Das Internet of Things, Big Data, Cloudservices sowie der Datenschutz und die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung sind die Themen zahlreicher weiterer Veranstaltungen und Publikationen von Austrian Standards. Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie unseren Newsletter.

ANSPRECHPARTNERIN FÜR DEN FACHKONGRESS

ANSPRECHPARTNERIN FÜR DEN FACHKONGRESS