Kreislaufwirtschaft schafft nachhaltige Rohstoffe

Am Ende steht immer ein Neuanfang. Nicht nur bei Plastik ist es wichtig, geschlossene Kreisläufe zu erzeugen. Auch Kompost kann größer gedacht und klug mit Abfallwirtschaft verknüpft werden. Die ÖNORM S 2210 macht es vor, wie aus Abfällen ein begehrtes Produkt wird.

Vom Müllkompost der 70er-Jahre, der viele Glassplitter enthielt, in denen sich die Sonne auf den Feldern spiegelte, bis zur ÖNORM S 2210 hat Österreich in der Abfallwirtschaft einen langen Weg zurückgelegt.

Warum ist eine Nachhaltige Abfallwirtschaft wichtig?

Rückgewinnung von Ressourcen in der biogenen Abfallwirtschaft ist hierzulande schon lange Thema. Auf EU-Ebene ist nachhaltige Abfallwirtschaft gerade brandaktuell. Ausschlaggebend dafür ist der hohe Ressourcenverbrauch der westlichen Länder.

Pionierarbeit aus Österreich

ÖNORM S 2210

Komposterden und Kompostsubstrate – Qualitätsanforderungen und Untersuchungsmethoden

Die ÖNORM beschreibt die Anforderungen, wie Komposterden am besten entwickelt, hergestellt, gekennzeichnet und angewendet werden.

DER HOHE RESSOURCENVERBRAUCH IST EIN PROBLEM

Rein rechnerisch benötigt die Erdbevölkerung mittlerweile die Ressourcen von zwei Erden für den Erhalt ihres Lebensstandards, Mitte des Jahrhunderts werden es drei sein. Seit den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wird jährlich gemessen, wann die natürlichen Ressourcen der Erde für das laufende Jahr verbraucht sind.

Die ab diesem Tag – dem Earth Overshoot Day – verbrauchten Rohstoffe können nicht mehr erneuert werden, die Menschheit lebt auf Kosten künftiger Generationen. 2019 war es am 29. Juli soweit, in Österreich sogar schon am 19. April.

Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich die Lage 2020 zwar etwas verbessert, das jährliche weltweite Budget natürlicher Ressourcen war am 22. August aufgebraucht. Es besteht aber Handlungsbedarf.

Aus diesem Grund hat die EU 2020 den Circular Economy Action Plan gefasst. Sein Ziel sind geschlossene Materialkreisläufe und eine ressourcen- und energieeffiziente Rückführung von sekundären Rohstoffen in die Produktherstellung, anstatt der Entnahme neuer.

Dazu gehört auch, die Entstehung von Abfällen zu verringern und im Idealfall ganz zu vermeiden.

CEN, die europäische Standardisierungsorganisation, hat ein klares Statement für die Berücksichtigung von Umweltschutz bei der Entwicklung von Standards gesetzt. Diese beeinflussen die Produktentwicklung und -herstellung und können so dazu beitragen, die Umwelt für künftige Generationen zu schützen.

 

Warum braucht es Standards für Biogenen Abfall und Komposterden?

Heute definieren Standards die Anforderungen für unsere Abfallwirtschaft:

  • von Begriffsbestimmungen über
  • technische Spezifikationen für Kompost- und Biogasanlagen,
  • bis hin zu Methoden zur Kalkulation der Ausbreitung von Gerüchen, die von Kompostanlagen ausgehen können.
     

Dass dies möglich ist, verdanken wir dem jahrzehntelangen Bestreben, aus Abfall ein Produkt herzustellen. Seit den 1970er-Jahren ist diese Thematik in Österreich relevant, da biogene Abfälle die zweitgrößte Fraktion im Abfallaufkommen sind.

Horst Müller, Geschäftsführender Gesellschafter der Müller Abfallprojekte GmbH und Vorsitzender des Komitees „Biologische Abfallbehandlung und -verwertung“, beschreibt die Anfänge so:

„Wie mache ich aus einem nassen, stinkenden Zeug, das keiner will, gut riechende Erde?“

Der erste Versuch war Müllkompost. Später wurde mit der Einführung der getrennten Sammlung aus Abfall Kompost. Man legte für diesen Qualitätsanforderungen fest und definierte geeignete Abfälle für seine Herstellung. Die Grundlage dafür war die ÖNORM S 2100, der „Abfallkatalog“.

2001 schaffte die Kompostverordnung die Voraussetzungen, um aus biogenen Abfällen das Produkt Kompost herzustellen. Die große Errungenschaft war, ein Produkt mit entsprechender Kennzeichnung frei am Markt „in Verkehr“ bringen zu dürfen.

Das war der erste Schritt. Es blieb die Herausforderung, dasselbe mit Komposterden zu erreichen, einer Mischung aus Kompost – also einem Produkt – und einem Erdaushub, der als Abfall galt.

Bei Komposterden, welche den Qualitätsanforderungen der ÖNORM S 2210 entsprechen, wird eine sachgerechte Verwertung und Verwendung sichergestellt. Das gilt auch für Kompostsubstrate. Eine Kennzeichnung gibt Informationen über:

  • die Ausgangsmaterialien (z. B. organische oder mineralische Komponenten, zugesetzte Düngemitteltypen)
  • die Qualitätskriterien (z. B. Salzgehalt, Nährstoffe, pH-Wert, biologische Eigenschaften)

Vom Müll zum Salat – der geschlossene Kreislauf bei Komposterden und -substraten ist ein Beispiel, wie mit Kreislaufwirtschaft das Klima geschützt werden kann.

Komitee 199 Biologische Abfallbehandlung und -verwertung

Biogene Abfälle sind wertvolle Ressourcen. Nur wenn Abfälle möglichst wenig verschmutzt und getrennt gesammelt werden, kann hochwertiger Kompost hergestellt werden. Das versorgt Böden mit organischer Substanz und Nährstoffen.

Bringen Sie Ihr Fachwissen direkt in das Komitee ein.

 

Gute Ernte – Dank Standards

Die Stadt Wien setzt auf Standards, um hochwertigen Kompost zu erzeugen. Zum Beispiel bei organischen Abfällen und der getrennten Sammlung.

DI Wojciech Rogalski, Leiter der abfallwirtschaftlichen Grundlagenplanung von der MA48, dazu: „Wenn es Standards nicht gäbe, wäre es unmöglich, die hohe Bioqualität zu gewährleisten. Im Vergleich zu Gesetzen und Verordnungen können wir mit Standards die wesentlichen Richtlinien für die Kompostierung sehr schnell, effizient und ausschließlich nach fachlichen Aspekten erstellen.“

Hintergrundwissen zur ÖNORM S 2210

Circular Economy

Die ÖNORM S2210 schaffte im Jahr 2019 die Voraussetzung, dass Komposterden im Zuge der Novelle der Kompostverordnung zum Produkt erhoben werden können und bringt damit auch rechtliche Erleichterung, sowohl für Verkäuferinnen/Verkäufer, als auch Käuferinnen/Käufer. Letztere können sich durch das Erscheinen der ÖNORM sicher sein, dass, bei Einhaltung der Qualitätsvorgaben der ÖNORM, ihr Gemüse auf einem qualitativ hochwertigen, standardisierten Boden wächst.
Was haben Komposterden in Österreich mit der von der EU geforderten Kreislaufwirtschaft zu tun? Komposterde verbessert den Boden, indem sie Rohstoffe in diesen rückführt und so vor dem Verlust bewahrt bzw. Ressourcen schont.

Österreich ist durch seine jahrzehntelangen Bestrebungen bereits dort angekommen, wo die Maßnahmen der EU andere Länder jetzt hinbringen sollen.

Sie wollen auch den Ressourcen- und Umweltschutz mit dem grünen Daumen kombinieren? 

Hier geht es direkt zum Komitee 199 „Biologische Abfallbehandlung und -verwertung“.

Kompost aus biogenem Abfall aus der Biotonne gibt es in Wien kostenlos

Da Komposterden nur lose und in großen Mengen verkauft werden, also nicht für Privatmenschen geeignet sind, hat sich die Stadt Wien etwas Besonderes für ihre Einwohnerinnen und Einwohner überlegt. Es gibt gleich mehrere Projekte, die dafür sorgen, dass wertvoller Abfall aus der Biotonne nicht verloren geht.

So wird nach einer Rezeptur der Stadt Komposterde, genannt „Guter Grund“, hergestellt und in orangefarbenen Säcken in unterschiedlichen Größen verkauft. Als Kultursubstrat kann hier zwar die ÖNORM S 2210:2018-10 nicht greifen, aber das Düngemittelgesetz. Kultursubstrate sind zusätzlich in der ÖNORM S 2021:2017 04 01 geregelt.

Braucht man keine Erde, sondern „nur“ Kompost, können die Wiener Kompost aus biogenem Abfall aus der Biotonne gratis an jedem Mistplatz der MA 48 abholen.

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Fachliteratur

Normensammlung GARTENGESTALTUNG UND LANDSCHAFTSBAU

Die sechste, aktualisierte und erweiterte Auflage der "Normensammlung Gartengestaltung und Landschaftsbau" bietet eine umfassende Zusammenstellung der Standards in diesem Bereich. Insgesamt sind 23 Standards (Stand Februar 2020) im Volltext inkludiert.

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Lisa Katrin Filzmaier, Committee Manager

Lisa Katrin Filzmaier

Committee Manager