Der Schlüssel des Klimaproblems

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07.06.2019

Gebäude tragen wesentlich zum Gesamtenergiebedarf bei. Energieeffizienz-Experte der Stadt Wien Christian Pöhn erklärt, warum die Auseinandersetzung mit dem Thema essentiell ist.

Laut der aktuellen Treibhausgas-Bilanz, die im Jänner des heurigen Jahres vom Umweltbundesamt veröffentlicht wurde, hat Österreich sein nationales Einsparungsziel für 2017 nicht erreicht. Im Gegenteil, es wurden knapp 2,7 Mio. Tonnen oder 3,3% mehr Treibhausgase emittiert als im Jahr zuvor.

 

Gebäude tragen mit einem Anteil von etwa einem Drittel wesentlich zum Gesamtenergiebedarf und den CO2-Emissionen bei. Ihren Energiebedarf zu verringern, ist also ein Anliegen des Klimaschutzes. Und nicht nur das: die daraus resultierenden, geringeren Betriebskosten kommen auch der vielfach erhobenen Forderung nach leistbarem Wohnraum entgegen.

 

Kennzahlen zur Energieeffizienz

Die meiste Energie wird in Gebäuden für Heizung, Kühlung, Warmwasserbereitung und Beleuchtung aufgewendet, unzureichende Wärmedämmung trägt zu unnützer Verschwendung bei. "Es ist grundsätzlich sehr wichtig, sich mit dem Thema Energieeffizienz zu beschäftigen", erklärt Dipl.-Ing. Dr. Christian Pöhn von der Magistratsdirektion der Stadt Wien.

 

"Abhängig davon, ob es um einen Neubau oder um größere Renovierungen bestehender Bauten geht, sind Energieeinsparungen von bis zu 80% möglich, im Durchschnitt 50% realistisch", so der Experte für Energieeffizienz- und Klimaschutzangelegenheiten im Gebäudesektor. Dabei gehe es nicht nur um die Themen Heizen und Isolieren, auch der von persönlichen Einstellungen und Komforterwartungen abhängige Warmwasserverbrauch sei relevant. Aus der Kenntnis von Energiekennzahlen und entsprechenden Energiebedarfsberechnungen ließen sich wertvolle Erkenntnisse zur Effizienzsteigerung gewinnen, so Pöhn.

 

Aktualisierte Richtlinien und Standards

Im seit 2006 in Österreich vorgeschriebenen Energieausweis sind diese Daten zur Energieeffizienz und zu den anfallenden Energiekosten eines Gebäudes festgehalten. Die Kennziffern und Berechnungsgrundlagen dafür schreibt die im April 2019 neu erschienene OIB-Richtlinie 6 Energieeinsparung und Wärmeschutz vor, nähere Definitionen liefern die Ende Jänner publizierten Neuausgaben mehrerer Standards (siehe Bibliografie).

 

Einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand des Themas bietet ein Praxistag zur Energieeffizienz von Gebäuden, der Ende September bei Austrian Standards in Wien stattfindet. Pöhn ist neben anderen Experten Vortragender der Veranstaltung.

 

Der Praxistag richtet sich an Neueinsteiger und erfahrene Energieausweisersteller. Die hochwertigen Vorträge spannen einen Bogen von den politischen Grundlagen über die Plausibilität der Randbedingungen wie Nutzungsprofile und Klimamodelle und über die Methodik bis hin zu den konkreten Anforderungen und ihrer Umsetzung.

 

Christian Pöhn: "Die Beschäftigung mit dem Thema ist der Schlüssel des Klimaproblems. Denn wenn wir uns mit den erwähnten Normen und Methoden beschäftigen und diese gemeinsam - auch international - weiterentwickeln, machen wir den Schritt von einem eminenzgestützten zu einem evidenzgestützten Zugang, der nicht Expertenmeinungen rezitiert, sondern tatsächliche Lösungen auf Basis eines breiten, auch internationalen Konsenses finden und umsetzen kann."

 

Bibliografie

OIB-Richtlinie 6 Energieeinsparung und Wärmeschutz
ÖNORM B 8110-6 Wärmeschutz im Hochbau
ÖNORM H 5050 Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden - Berechnung des Gesamtenergieeffizienzfaktors
ÖNORM H 5056 Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden - Heiztechnik-Energiebedarf

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Mirjana Verena Mully, Head of Communications

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