Building Information Modeling (BIM)

Unter Building Information Modeling (BIM) oder Gebäudedatenmodellierung versteht man die optimierte Planung und Ausführung von Gebäuden mit Hilfe entsprechender Software. 

BIM ist ein intelligentes digitales Gebäudemodell, das es allen Projektbeteiligten - vom Architekten und Bauherrn über den Haustechniker bis hin zum Facility Manager - ermöglicht, gemeinsam an diesem integralen Modell zu arbeiten und dieses zu realisieren.

 

Inhaltsverzeichnis

1 Hintergrund
2 Intelligentes digitales Gebäudemodell
3 Software Lösungen
4 Neue Normenreihe für digitale Standards
5 Merkmalsserver
6 Organisatorisches
7 Dezember 2016: BIM Working Groups Meeting in Wien
8 Juli 2015: BIM Summit in Wien
9 Bibliografie
10 Video CEN/TC 442: working for BIM standardization in Europe
11 Präsentation International BIM standardization - CEN/TC 442 and ISO/TC 59 von Mariela Daskalova

 

1. Hintergrund

Am Beginn eines Bauprojekts steht der planerische Entwurf des Architekten auf Basis der Wünsche des Bauherrn. Darauf aufbauend, werden mit Hilfe von CAD-Systemen die zur Ausführung notwendigen technischen Bau- und Konstruktionszeichnungen angefertigt und daraus in Folge die erforderlichen Bauleistungen, das Aufmaß und die Kosten ermittelt.

Kommt es zu Änderungen in der Planung, müssen die technisch konstruktiven Zeichnungen und Kalkulationen - etwa die Statik oder die Haustechnik betreffend - nachgeführt werden. In der klassischen Bauplanung verursachen derartige Anpassungen einen großen Arbeits- und Koordinationsaufwand. Mit Building Information Modeling (BIM) lässt sich dieser deutlich reduzieren.

Bei BIM führen Architekt oder Fachplaner Änderungen an der Projektdatei - dem Modell - durch. Diese Methode erlaubt es, Änderungen umgehend zu analysieren und neu zu berechnen und damit wesentliche Parameter, wie Flächenbedarf und Konstruktionshöhen, umgehend zu evaluieren.

Änderungen sind somit für alle Beteiligten sowohl als Zeichnung wie auch als Datenpaket direkt verfügbar. Wenn sich also beispielsweise der Grundriss ändert, kann das Auswirkungen auf die Ausführung von Türen und Fenstern haben. Ändert der Verantwortliche die Beschreibungen im digitalen Datenmodell, so passen sich Stücklisten und Kalkulation automatisch an.

 

2. Intelligentes digitales Gebäudemodell

Mit Hilfe von BIM wird ein intelligentes digitales Gebäudemodell erstellt, das von allen Beteiligten eingesehen und kollaborativ bearbeitet werden kann. Das Modell setzt auf dem Industriestandard Drawing Interchange File Format (DXF) auf, der frei zugänglich ist (Public Domain) und zu 100 Prozent von der Softwareindustrie unterstützt wird.

Das von der ÖNORM A 6240-1 verwendete Format stellt Befehle zur Verfügung, um Informationen gruppiert abzulegen. Dies macht sich der Standard innovativ zunutze, indem er definiert, wie grafische Daten strukturiert abgelegt und intelligente Gebäudedaten und -informationen ausgetauscht werden können. Zur Erstellung des Datenmodells stellt Austrian Standards allen Anwendern kostenfrei eine normkonforme Datei zur Verfügung. 

Das Datenmodell erfasst alle relevanten Gebäudedaten digital und kombiniert und vernetzt diese. Als virtuelles Computermodell ist das Gebäude auch geometrisch visualisiert. Die Daten innerhalb von BIM verfügen über sehr hohe Qualität, da sie auf eine gemeinsame Datenbasis zurückgehen und ständig aktualisiert und synchronisiert werden. Die unmittelbare und kontinuierliche Verfügbarkeit aller aktuellen und relevanten Daten gewährleistet einen optimalen Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten und hilft, die Produktivität des Planungsprozesses in Bezug auf Kosten, Termine und Qualität zu steigern.

 

3. Software Lösungen

Die Softwareindustrie bietet zahlreiche Lösungen für Architektur und Bauplanung an. Die bekanntesten sind AutoCAD Architecture und Revit von Autodesk, archiCAD von Graphisoft, allplan von Nemetschek, speedikon Architectural von Bentley Systems, Nemetschek Vectorworks und arcad des gleichnamigen Unternehmens.

Für den Einsatz von BIM bieten die Hersteller, die an der Entstehung der ÖNORM A 6241-1 bzw. ÖNORM A 6241-2 beteiligt waren, unterschiedliche Lösungen an. Für AutoCAD gibt es ein Add-In für die benötigten länderspezifischen Anforderungen, in der jüngsten Version von ArchiCAD ist BIM samt der notwendigen Schnittstellen bereits integriert. Austrian Standards stellt allen Anwendern zur Erstellung des Datenmodells kostenfrei eine normkonforme Datei zur Verfügung. 

 

4. Neue Normenreihe für digitale Standards

Die Standards für die digitale Modellierung werden künftig in der eigenen Normengruppe ÖNORM A 6241 zusammengefasst. Die ÖNORM A 6241-1 gilt als Nachfolgedokument zur ÖNORM A 6240-4 und wurde um Ausführungs- und Detailplanung erweitert und von Unschärfen bereinigt. ÖNORM A 6241-2 beinhaltet alle Voraussetzungen für Level 3-iBIM.

ÖNORM A 6241-1 "Digitale Bauwerksdokumentation - Teil 1: CAD-Datenstrukturen und Building Information Modeling (BIM) - Level 2"

Scope: Diese ÖNORM regelt die technische Umsetzung des Datenaustausches und der Datenhaltung von Gebäudeinformationen des Hochbaues und verwandter, raumbildender Konstruktionen des Tiefbaues, die während der Planung und im Zuge des lebenszyklischen Managements von Immobilien erforderlich sind, einschließlich der in diesen Gebäudemodellen enthaltenen alphanumerischen Daten.

In der vorliegenden ÖNORM werden die wichtigsten Begriffe, Strukturen und Darstellungsgrundlagen für die grundlegenden Techniken des Datentransfers zweidimensionaler CAD-Dateien und für das „Building Information Modeling“ (BIM) festgelegt.

Kostenloser Download der digitalen Unterlagen bzw. Vorlagedateien

ÖNORM A 6241-2 "Digitale Bauwerksdokumentation - Teil 2: Building Information Modeling (BIM) - Level 3-iBIM"

Scope: Diese ÖNORM regelt die technische Umsetzung eines einheitlichen, strukturierten mehrdimensionalen Datenmodells für Bauwerke des Hochbaus und verwandter, raumbildender Konstruktionen des Tiefbaus, basierend auf dem Building Information Modeling (BIM) Level 3.

Diese ÖNORM schafft des Weiteren Grundlagen für einen umfassenden, einheitlichen, produktneutralen, systematisierten Austausch von grafischen Daten und den zugehörigen Sachdaten auf Basis von IFC (Industrial Foundation Classes) und bSDD (buildingSmartDataDictionary).

 

5. Merkmalsserver

BIM (Building Information Modeling) ist die neue gemeinsame Sprache der Bauwirtschaft. In Österreich sind seit dem 1.7.2015 die ÖNORMen der Serie A 6241 gültig. In diesen Normen werden sämtliche Aspekte der BIM-Technologie berücksichtigt und mit neuartigen digitalen Bau-Komponenten den Projektbeteiligten für die von ihnen verwendeten Softwareprodukten dynamisch bereitstellt. In dieser Schlüsseltechnologie ist Österreich derzeit weltweit führend und kann das reifste Regelwerk vorweisen.

Der österreichische Ansatz ist einerseits ein grundlegender und andererseits ein weiterführender als bei anderen bekannten Regelwerken. Wesentlicher Bestandteil ist eine dynamische, beliebig erweiterbare Merkmaldatenbank, die auf offenen Standards, internationaler Kompatibilität und Mehrsprachigkeit in Benutzerführung und Inhalt beruht.

Dieser bewusst offene Ansatz ist geeignet, um im europäischen Normungswesen den Einigungsprozess zu fördern und die "Brückenfunktion" Österreichs beim Ausgleich nationaler Interessen weiterzuführen. Er bietet die Möglichkeit, alle gesamteuropäischen sowie landesspezifischen Interessen zu koordinieren und diese auf einer einheitlichen technischen Plattform als Anforderungskatalog maschinenlesbar bereitzustellen. Dies ist die Grundlage einer einheitlichen europäischen Implementierung für sämtliche Beteiligte der Bauindustrie.

BIM erhält auch auf europäischer Ebene eine zunehmende Wichtigkeit, so ist geplant, dass ab 2018 öffentliche Bauherren BIM in ihren Abläufen implementieren und ihre Bauvorhaben in dieser Technologie abwickeln werden müssen. Dazu wurde bei der europäischen Normungsorganisation CEN (European Committee for Standardization), ein Technisches Komitee CEN/TC 442 "BIM" mit dem Auftrag eingerichtet, hierzu normative Grundlagen zu erarbeiten. Somit werden dort die Weichen für die künftige Entwicklung der europäischen Bauwirtschaft gestellt.

 

6. Organisatorisches

Das Thema Building Information Modeling ist bei Austrian Standards organisatorisch der Arbeitsgruppe 011.09 "Technisches Zeichnen und Dokumentation im Bauwesen" im Normungskomitee 011 Hochbau Allgemeines zugeordnet. Dem Gremium steht Arch. Dipl.-Ing. Peter Kompolschek vor, Komitee-Manager ist Dipl.-Ing. Stefan Wagmeister.

Im Juli 2016 wurde die ÖNORM A 6241-2 "Digitale Bauwerksdokumentation - Teil 2: Building Information Modeling (BIM) - Level 3-iBIM" publiziert. Das österreichische Spiegelgremium (Arbeitsgruppe 011.09)  äußerte den klaren Wunsch - auch aufgrund der positiven Rückmeldungen der Teilnehmer des im Juli 2015 abgehaltenen BIM-Summit Austria -, wesentliche Inhalte dieser Norm in die europäische Normungsarbeit einbringen zu wollen. Dies betrifft vor allem den ASI-Merkmalserver, das Herzstück der ÖNORM A 6241-2.

2015 wurde auf europäischer Ebene ein Normungsgremium CEN/TC 442 "BIM" gegründet, welches in mittlerweile 4 Arbeitsgruppen (Working Groups) gegliedert, die europäische Normungsarbeit aufgenommen hat.

In diesem technischen Komitee wurden vier Arbeitsgruppen eingerichtet:

  1. "Strategy and planning" (Sekretariat Großbritannien)
  2. "Exchange Information" (Sekretariat Deutschland)
  3. "Information delivery specification" (Sekretariat Österreich)
  4. "Data dictionary" (Sekretariat Frankreich)

 

Österreich (Austrian Standards Institute) ist es aufgrund des hohen Wissensstands gelungen, neben großen Europäischen Industrienationen (D, FR, GB) eine der vier Arbeitsgruppen des CEN/TC 442 zu leiten (Convenor: Arch. Dipl.-Ing. Peter Kompolschek).

Die von Österreich betreute Arbeitsgruppe CEN/TC 442/WG 3 "Information delivery specification" widmet sich einem der zentralen Themen der BIM-Technologie, nämlich der Frage nach dem "wer liefert was, wann, in welcher Qualität und wer hat es zu prüfen".

Autor: Herbert Hirner

 

7. Dezember 2016: BIM Working Groups Meeting in Wien

Am 12. und 13. Dezember 2016 fanden in Wien die Sitzungen der 4 Arbeitsgruppen (Working Groups) des CEN/TC 442 statt. Experten aus ganz Europa arbeiteten an diesen zwei Tagen intensiv an den Grundlagen der bereits kürzlich durch die CEN-Mitglieder genehmigten, neuen europäischen Norm-Projekte.

 

8. Juli 2015: BIM Summit in Wien

Am 3. Juli 2015 stellte Austrian Standards einem aus ganz Europa angereisten Fachpublikum den in Österreich erarbeiteten Standard ÖNORM A 6241-2 "Digitale Bauwerksdokumentation - Building Information Modeling (BIM) - Level 3-iBIM" vor. Die zahlreichen Expertinnen und Experten kamen unter anderem aus Deutschland, Finnland, Großbritannien, Italien, Kasachstan, Norwegen, Polen, der Slowakei, der Schweiz, aus Ungarn und der Ukraine nach Wien. 

 

9. Bibliografie

ÖNORM A 6241-1 Digitale Bauwerksdokumentation;
Teil 1: CAD-Datenstrukturen und Building Information Modeling (BIM) - Level 2
ÖNORM A 6241-2 Digitale Bauwerksdokumentation;
Teil 2: Building Information Modeling (BIM) - Level 3 - iBIM

Weitere Informationen sowie Seminare und Lehrgänge

 

10. Video CEN/TC 442: working for BIM standardization in Europe

Weitere Informationen auf den CEN-Webseite in der Rubrik "Construction"

 

11. Präsentation International BIM standardization - CEN/TC 442 and ISO/TC 59 von Mariela Daskalova

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