Blaupausen für die Bauwirtschaft – Neuauflage der Werkvertragsnormen von Austrian Standards

  • Announcement
2023-05-02

Mit 1. Mai 2023 veröffentlicht Austrian Standards die aktualisierten Werkvertragsnormen ÖNORM B 2110 und ÖNORM B 2118 sowie die ÖNORM A 2060. Erstmals bietet die heimische Standardisierungsorganisation auch Redline-Dokumente für diese drei wichtigen Standards im eigenen Webshop an. Ein Farbleitsystem kennzeichnet darin die wichtigsten Neuerungen.

Die ÖNORM B 2110, ÖNORM B 2118 und ÖNORM A 2060 werden in der österreichischen Bauwirtschaft als gängige Schablonen bei der (Werk-)Vertragsgestaltung herangezogen. Sie unterstützen dabei, vertraglich die Rechte und Pflichten des Auftraggebers und des Auftragnehmers im Bauprozess zu regeln.

„Die im ABGB enthaltenen Bestimmungen zu Werkverträgen bieten in der Praxis Spielraum für Interpretationen, wodurch in weiterer Folge das Risiko für Rechtsstreitigkeiten steigt. Um diese Lücken zu schließen und für mehr Rechtssicherheit für beide Vertragsparteien zu sorgen, braucht es in der Praxis Werkvertragsnormen“, erklärt die CEO von Austrian Standards und Wirtschaftsjuristin Valerie Höllinger.

Günther Leißer © Marek Knopp
Günther Leißer © Marek Knopp

In der Baubranche sind diese drei Standards weit verbreitet und in intensiver Anwendung. Das bestätigt auch der hierfür bei Austrian Standards zuständige Komiteevorsitzende Günther Leißer von der ÖBB-Infrastruktur AG, Stabstelle Einkauf: „Mit den Werkvertragsnormen liegen standardisierte Regelwerke vor, welche Vertragsbestimmungen für Bauleistungen enthalten – von Expert:innen aus der Baubranche für die Baubranche entwickelt. Die Anwendung dieser ÖNORMEN ist freiwillig: Die Bestimmungen werden dann Vertragsinhalt, wenn sie von den Vertragspartnern zu Vertragsbestandteilen erklärt werden. Sie regeln gemeinsam mit den in den Ausschreibungsunterlagen anzuführenden Fachnormen und besonderen Vertragsbestimmungen die Rechte und Pflichten der Auftraggeber und der Auftragnehmer.“

Die wichtigsten Neuerungen auf einen Blick

Die neuen Ausgaben der beiden Werkvertragsnormen ÖNORM B 2110 „Allgemeine Vertragsbestimmungen für Bauleistungen“ und ÖNORM B 2118 „Allgemeine Vertragsbestimmungen für Bauleistungen unter Anwendung des Partnerschaftsmodells, insbesondere bei Großprojekten“ sind ab 1. Mai 2023 gültig. Selbiges gilt für die aktualisierte Vertragsnorm ÖNORM A 2060 „Allgemeine Vertragsbestimmungen für Leistungen“.

Neu ist in der ÖNORM B 2110 unter anderem, dass sowohl das Fixgeschäft als auch die Schlussfeststellung ersatzlos gestrichen wurden und der Abschnitt „Rücktritt vom Vertrag“ überarbeitet wurde. Darüber hinaus wurden in der aktualisierten Ausgabe einzelne Anforderungen an die Leistungsabweichung und ihre Folgen präzisiert.

Effizienter durch Redline-Dokumente

Valerie Höllinger © Felicitas Matern
Valerie Höllinger © Felicitas Matern

„Unsere Kundinnen und Kunden brauchen die für sie relevanten Informationen rasch und punktgenau. Daher haben wir uns an den Bedürfnissen des Marktes orientiert und bieten erstmals als Pilotversuch Redline-Dokumente zu allen drei Standards in unserem Webshop an. Durch die Darstellung der Änderungen in den Redline-Dokumenten gehört zeit- und arbeitsaufwendiges Vergleichen von Dokumentfassungen der Vergangenheit an“, beschreibt Höllinger das neue Produktmodell.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Durch ein Farbleitsystem sehen Anwender:innen auf den ersten Blick, welche Passagen in der neuen Fassung in welcher Form geändert wurden. Auch Aktualisierungen der Verweisungen zu anderen Normen und Rechtsvorschriften werden angezeigt. Dabei werden die Dokumente manuell gesichtet und gekennzeichnet, um die wesentlichen Änderungen anwenderfreundlich darzustellen.

Neue Chancen für KI

Der Aufwand zur Erstellung von Redline-Dokumenten ist groß. Die zwei Ausgaben eines Standards müssen jeweils in der alten und neuen Version gegenübergestellt werden. „Aktuell bieten wir diesen Service aufgrund der aufwendigen Produktion nur bei ausgewählten Standards an. Noch ist es Zukunftsmusik, aber wir sehen hier Möglichkeiten, die Änderungsnachverfolgung mithilfe von künstlicher Intelligenz zu optimieren“, führt Höllinger weiter aus.

Nach dem Vorbild von ISO

Austrian Standards hat sich an den internationalen Erfahrungen orientiert. Die internationale Standardisierungsorganisation ISO bietet bereits Redline-Dokumente an, z. B. für die internationale Managementsystemnorm ISO 9001. Auch der deutsche BEUTH-Verlag bietet bereits für ausgewählte DIN-Standards Redline-Dokumente an. „Die internationalen Erfahrungswerte haben uns darin bestärkt, auch für den österreichischen Markt Redline-Dokumente zu erstellen für ausgewählte, wirtschaftlich wichtige Standards wie z. B. die ÖNORM B 2110. Nun sind wir gespannt, wie das Produkt von der österreichischen Bauwirtschaft angenommen wird“, so Höllinger abschließend.

Foto/Bildmaterial:

Portrait: Valerie Höllinger © feelimage/Felicitas Matern

Portrait: Günther Leißer © Marek Knopp

Medienkontakt
Mirjana Verena Mully, Head of Communications

Mirjana Verena Mully

Head of Communications