Standards für Kindersicherheit

Die ON-Regel ONR 2913387, ein europäischer Leitfaden, sorgt für die Sicherheit von Produkten für Kleinkinder und Säuglinge.

Fragen der Sicherheit nehmen in der Europäischen Standardisierung seit jeher eine zentrale Stelle ein. In erster Linie geht es darum, nicht sofort erkennbare Gefahren zu verringern oder auszuschließen, zum Beispiel in der Welt von Kindern. Standards für Kinder reichen von sicherheitstechnischen Anforderungen an Spielzeug, ergänzend zur Europäischen Spielzeugrichtlinie, über Spielplatzgeräte bis hin zu Produktstandards für Artikel wie Schnuller und Fläschchen-Sauger.

 

So stellt die ON-Regel ONR 2913387 Sicherheitsfestlegungen und Prüfverfahren zu den Gefährdungen vor, die bei Artikeln für Säuglinge und Kleinkinder auftreten können. Behandelt werden alle Gefährdungen, die auf Artikel für Säuglinge und Kleinkinder allgemein zutreffen. Dazu gibt es Empfehlungen über vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen, mit denen Verletzungen und Schädigungen vermieden werden sollen.

Ein Baby kommt auf die Welt

Frischgebackene Eltern brauchen für ihr Baby eine große Palette an Produkten, eines davon ist der Schnuller: Dieser hat sich mittlerweile zu einem veritablen High-Tech-Produkt entwickelt. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Kieferorthopädie und Zahnmedizin entscheiden heutzutage über seine Form und Materialeigenschaften, klinische Studien und der Erfahrungsaustausch internationaler Expertinnen und Experten sichern das Wissen ab. Ein Pionier in der Entwicklung von Standards für Schnuller ist der Produzent MAM. Als bei Austrian Standards in den 1980er Jahren ein nationaler Standard für Schnuller initiiert wurde, war MAM als eines der ersten Unternehmen dabei. Nach der erfolgreichen Entwicklung der nationalen Norm engagierten sich österreichische Vertreter für einen Europäischen Standard, der schließlich als EN 1400 das Licht der Welt erblickte.

Mobilität

Nicht nur Schnuller, auch ein Kinderwagen gehört in der Regel zu den ersten Anschaffungen für ein Baby. Die sicherheitstechnischen Anforderungen und Prüfverfahren für diesen regelt die ÖNORM EN 1888. Die behandelt im Besonderen thermische, mechanische und chemische Gefährdungen, sowie die genaue Bedienungsanleitung. 

 

Sind Eltern lieber mit einer Tragehilfe unterwegs, können sie sich bei der Sicherheit auf die ÖNORM EN 13209 verlassen. Im Gegensatz zum Kinderwagen halten Tragehilfen das Kind in einer weitestgehend senkrechten Position. Mutter oder Vater haben dadurch „Handfreiheit“ und sind in der Lage, Tätigkeiten im Stehen und/oder Gehen auszuüben. Geregelt sind in diesem Standard die verwendeten Werkstoffe (inklusive ihrer chemischen Eigenschaften), die Konstruktion, Kleinteile oder Beinöffnungen. Kinder, die in diesen Tragen transportiert werden, müssen ein Mindestgewicht von 3,5 kg haben.

 

Wird das Baby später selbst mobil und greifen die Eltern zu Laufhilfen, regelt die ÖNORM EN 1273 sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren.

Spielzeug und "erfundenes Spielzeug"

Das Baby wird zum Kleinkind und greift mit leuchtenden Augen nach einem Teddybären. Damit dieser nicht kurz nach dem Kauf ein Bein oder Ohr verliert, enthält die "Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Sicherheit von Spielzeug (88/378/EWG)" die grundlegenden Anforderungen, die Spielzeug erfüllen muss, damit es im Europäischen Wirtschaftsraum in Verkehr gebracht werden darf. Mit dem CE-Kennzeichen erklärt der Hersteller bzw. Importeur, dass das Spielzeug die grundlegenden Anforderungen erfüllt.

 

Zusätzlich regelt die mehrteilige ÖNORM EN 71 Anforderungen und Prüfverfahren für die mechanischen und physikalischen Eigenschaften von Spielzeug. Wobei man unter Kinderspielzeug alle Erzeugnisse oder Materialien versteht, die konstruiert bzw. eindeutig dafür bestimmt sind, von Kindern unter 14 Jahren zum Spielen benutzt zu werden.

 

Besonderes Augenmerk legt der Standard auf das Spielzeug für Kleinkinder (unter 36 Monaten). Größte Gefahr, die es zu verhindern gilt, ist das Verschlucken von Kleinteilen. Weitere wichtige Aspekte sind Verpackung und Warnhinweise, die entweder auf dem Spielzeug oder auf einem beiliegenden Informationsblatt angebracht werden müssen. Darüber sollten nicht nur die Hersteller genau Bescheid wissen, sondern auch der Handel, um beim Kauf umfassend informieren zu können.

 

Die Sicherheitsanforderungen und Prüfmethoden der ÖNORM EN 71 lassen kaum einen Aspekt unberücksichtigt. Trotzdem sind damit Eltern oder andere Personen nicht aus ihrer Aufsichtspflicht entlassen, denn Unfälle treten häufig dann auf, wenn Spielzeug in die Hände von Kindern gelangt, für die es nicht vorgesehen ist.

Wenn Gegenstände zu Spielzeug werden

Häufig kommt es vor, dass Kinder statt zu Spielzeug lieber zu Alltagsgegenständen für ihre Spiele greifen, zum Beispiel zu Kordeln von Jalousien. Die ÖNORMEN EN 13120EN 16433 und EN 16434 helfen Herstellern, diese Produkte so zu konstruieren und auszuführen, dass sie auch für Kinder keine Gefahr darstellen. Innere Abschlüsse, wie auch jegliche Sicherheitskonstruktionen (Stopper, Spann-, Abreiß- und Aufwickelvorrichtungen) und Einrichtungen, die vor dem Verwickeln von Schnüren schützen, werden kindersicher konstruiert und überprüft. Die dabei definierten Lösungen lassen sich sowohl auf neue innere Abschlüsse wie auch auf bereits montierte Systeme anwenden. 

 

Um einen Sturz aus dem geöffneten Fenster zu verhindern, lassen sich kindergesicherte Verschlussvorrichtungen anbringen. Die ÖNORM EN 16281 legt die Anforderungen und Prüfverfahren für solche Verriegelungsvorrichtungen fest, die von Verbrauchern selbst befestigt werden können.

Bibliografie

ÖNORM EN 71 Sicherheit von Spielzeug
ÖNORM EN 1273 Artikel für Säuglinge und Kleinkinder – Kinderlaufhilfen 
ÖNORM EN 1888 Artikel für Säuglinge und Kleinkinder – Transportmittel auf Rädern für Kinder
ÖNORM EN 13120 Abschlüsse innen – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen
ÖNORM EN 13209 Artikel für Säuglinge und Kleinkinder – Kindertragen
ÖNORM EN 16281 Kinderschutzprodukte – Vom Verbraucher anzubringende kindersichernde Verschlussvorrichtungen für Fenster und Balkontüren – Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren
ÖNORM EN 16433 Innere Abschlüsse – Schutz vor Strangulationsgefahren – Prüfverfahren
ÖNORM EN 16434 Innere Abschlüsse – Schutz vor Strangulationsgefahren – Anforderungen und Prüfverfahren für Sicherheitseinrichtungen
ONR 2913387 Artikel für Säuglinge und Kleinkinder – Sicherheitsleitfaden