Erläuternde Informationen zur Önorm und ONR

1. WOZU GIBT ES NORMEN?

Normen legen Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen, Systeme und Qualifikationen fest und definieren Kriterien für deren Überprüfung. Sie stehen für Qualität und damit für Vertrauen in Produkte und Leistungen. Als anerkannte Regeln der Technik fördern sie Innovation, erleichtern den globalen Marktzugang und steigern damit nachhaltig die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Normen dienen dem Wohl aller und machen das Leben durch die Standardisierung von Arbeits- und Verfahrensprozessen einfacher, sicherer und gesünder.

 

2. WAS IST EINE ÖNORM?

Eine ÖNORM ist eine österreichische Norm, die von Austrian Standards International als gesetzlich anerkannte österreichische Normungsorganisation herausgegeben wird. Den Rechtsrahmen für die Entwicklung von rein österreichischen Normen (z. B. ÖNORM B ….) und die Übernahme von Europäischen Normen in das österreichische Normenwerk (z. B. ÖNORM EN …) bildet das Normengesetz 2016.

 

3. WAS IST EINE ONR?

Eine ONR ist eine österreichische technische Spezifikation, die von Austrian Standards International herausgegeben wird. Sie dokumentiert den Stand einer neuen oder sich schnell verändernden Entwicklung und muss nicht alle Anforderungen einer „klassischen“ Norm erfüllen. Aus der Anwendung einer ONR sollen Erfahrungen für eine mögliche spätere Norm gesammelt werden.

 

4. Was ist eine ÖVE/ÖNORM?

ÖVE/ÖNORMEN sind Doppelstatus-Dokumente, die in Kooperation von CEN und CENELEC erarbeitet worden sind und vom Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) und Austrian Standards International (ASI) gemeinsam herausgegeben werden. Sie legen im elektrotechnischen Bereich Anforderungen an Produkte, Anlagen, Dienstleistungen, Systeme und Qualifikationen fest und definieren, wie die Einhaltung dieser Anforderungen überprüft wird.

 

5. WIE KOMMT ES ZU NORMEN?

Am Anfang steht eine Innovation, z. B. ein Produkt oder eine Technologie, für die Standardisierungsbedarf besteht und einheitliche Regelungen benötigt werden. Vor Beginn der Arbeiten wird in einer Umfrage erhoben, ob bei den Stakeholdern ausreichend Interesse an der Thematik besteht. Wenn dies zutrifft, startet der Normungsprozess auf europäischer, internationaler oder nationaler Ebene.

 

6. WIE KÖNNEN SIE AM NORMUNGSPOZESS MITWIRKEN?

Normen werden in europäischen, internationalen und nationalen Normungsgremien mit Konsens aller beteiligten Fachpersonen erarbeitet. Austrian Standards International strebt eine möglichst breite Beteiligung aller Stakeholder an. Fachkundige Personen aus diversen Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, Behörden sowie von Prüfstellen und Interessensvertretungen können in Normungsgremien aktiv mitwirken.

Wer nicht direkt in einem Komitee mitarbeitet, kann

  • Vorschläge für ÖNORM- und ONR-Projekte kommentieren
  • Kommentare zu ÖNORM- und ONR-Entwürfen abgeben
  • jederzeit Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge zu gültigen Standards und technischen Spezifikationen einbringen

Die Entwicklung rein österreichischer Normen und die Teilnahme an der europäischen und internationalen Normung sind in der Geschäftsordnung von Austrian Standards International geregelt

Informationen zu den einzelnen Schritten, die notwendig sind, um eine Norm zu erarbeiten, finden Sie unter (Link).

 

7. SIND NORMEN IMMER EINZUHALTEN?

Die Anwendung von Normen ist grundsätzlich freiwillig. Nur jene Normen, die durch Gesetze, Verordnungen oder Bescheide rechtsverbindlich erklärt sind, müssen verpflichtend eingehalten werden. Bindend werden Normen auch dann, wenn sie Gegenstand von Verträgen sind. Als eindeutige und anerkannte Regeln der Technik schaffen Normen national sowie in der Europäischen Union und auf globaler Ebene Rechtssicherheit. Europäische Normen spezifizieren EU-Rechtsvorschriften und leisten damit einen maßgeblichen Beitrag für den europäischen Binnenmarkt.

 

8. WAS BEDEUTET „QUALITÄTSGEPRÜFT“?

Qualität hat bei Austrian Standards International einen hohen Stellenwert. Die Qualitätssicherung des Normungsprozesses ist transparent und schließt folgende Prinzipien mit ein:

  • Einhaltung der Geschäftsordnungen von Austrian Standards International und CEN/CENELEC
  • Konformität mit Gesetzen und (EU-)Verordnungen
  • Sicherstellung des Fachwissens von Expertinnen und Experten in der Normung
  • Einbindung, Dialog und Konsens aller Stakeholder bei der Erarbeitung einer Norm
  • Klare Strukturen und transparente Prozesse zur Einbeziehung aller interessierten Kreise
  • Akzeptanz durch die Öffentlichkeit (Stellungnahmeverfahren)
  • Nachvollziehbarkeit des gesamten Normungsprozesses (Lebenszyklus einer Norm)

Der Hinweis „qualitätsgeprüft“ auf ÖNORM- und ONR-Deckblättern bedeutet, dass das Dokument zudem spezifischen Anforderungen von Austrian Standards International entspricht:

  • Jede rein österreichische Norm bzw. ONR wird vor Veröffentlichung durch eine Qualitätskontrolle sowohl in sprachlicher Hinsicht als auch auf Konformität mit den Gestaltungsrichtlinien von Austrian Standards International überprüft.
  • Bei der Übernahme von europäischen und internationalen Dokumenten in das nationale Regelwerk werden die deutsche und die englische Sprachfassung eines Dokuments auf inhaltliche und formale Übereinstimmung überprüft.

 

9. WIE SIND NORMEN ZU VERSTEHEN?

Für eine eindeutige Anwendung enthalten Normen Festlegungen, die je nach Verbindlichkeitsgrad durch unterschiedliche modale Verbformen formuliert werden:

  • Anforderung (z. B. „müssen“)
  • Empfehlung (z. B. „sollten“)
  • Zulässigkeit (z. B. „dürfen“)
  • Möglichkeit (z. B. „können“)

Für detaillierte Erläuterungen siehe Richtlinie 1-1 „Aufbau und Gestaltung von nationalen Regelwerken von Austrian Standards International“.

 

10. WIE LÄSST SICH NACHWEISEN, DASS ETWAS NORMKONFORM IST?

In Normen sind Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren und auch diesbezügliche Prüfbestimmungen festgelegt. Die Überprüfung, ob diese Anforderungen erfüllt werden, ist Gegenstand der Konformitätsbewertung. Diese umfasst unter anderem die Prüfung, Inspektion und Zertifizierung durch Konformitätsbewertungsstellen.

Die Normkonformität lässt sich nachweisen durch:

  • den Hersteller oder Dienstleister selbst („First Party“, Selbsterklärung),
  • den Nutzer oder Auftraggeber der Leistung („Second Party“, Lieferantenbewertung) oder
  • eine unabhängige Stelle („Third Party“, Zertifizierung).

Von welcher Stelle die Konformitätsbewertung durchgeführt wird und die Art des Konformitätsnachweises ist aufgrund des Neutralitätsprinzips nicht in Normen spezifiziert, sondern gesetzlich oder vertraglich geregelt.

 

11. AKTUALITÄT VON NORMEN – GIBT ES UPDATES?

Analog zur technischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung unterliegen Normen einem kontinuierlichen Wandel. Sie werden vom zuständigen Komitee regelmäßig auf Aktualität, Notwendigkeit sowie Zweckmäßigkeit überprüft und bei Bedarf überarbeitet. Für die Anwendung von Normen ist daher der Zugriff auf die jeweils gültigen Fassungen wichtig. So ist sichergestellt, dass Produkte und Produktionsverfahren bzw. Dienstleistungen und Prozesse den aktuellen Markterfordernissen entsprechen. Weitere Informationen

 

12. WISSENSTRANSFER VON STANDARDS IN DIE PRAXIS:

Praxisbezogene Hinweise, Kommentare und Hintergrundinformationen zu Normen sind Gegenstand von Seminaren, Lehrgängen und Fachpublikationen. Vortragende sowie Autorinnen und Autoren wirken oft selbst an der Entwicklung der Normen mit und vermitteln Know-how aus erster Hand. Weitere Informationen