Europäische Standards (EN-Normen)

Eine Grundlage des Binnenmarkts.

Europaweit gültige Standards sind seit vielen Jahren ein wichtiges Thema in der Standardisierung. Sie beseitigen Handelshemmnisse und unterstützen europäische Rechtsbestimmungen. Sie sind eine Grundlage des Binnenmarkts.

Bereits 90 Prozent aller heutigen ÖNORMEN sind europäischen Ursprungs (ÖNORM EN), 30 Prozent davon Internationale Standards (ÖNORM ISO oder ÖNORM EN ISO).

Wie aber entstehen Europäische Standards?

Entwicklung eines Europäischen Standards

Folgende Organisationen erarbeiten Europäische Standards (EN):

  • Das europäische Komitee für Normung CEN
  • Das europäische Komitee für elektrotechnische Normung CENELEC
  • Das europäische Institut für Telekommunikationsnormen

Möchten Sie Einfluss auf die Inhalte Europäischer Standards nehmen? Dann arbeiten Sie im zuständigen nationalen Gremium (Spiegelgremium) mit. 

Dieses entsendet Expertinnen und Experten in die Europäischen Komitees & Arbeitsgruppen. Es entscheidet über nationale Stellungnahmen zu Europäischen Norm-Entwürfen und es begleitet die Entstehung eines Standards. 

Ein Ziel der Europäischen Standardisierung ist es, Internationale Standards (ISO) auf europäischer Ebene möglichst unverändert zu übernehmen. 

Was passiert, wenn keine entsprechenden Internationalen Standards bestehen? In diesem Fall einigen sich CEN und ISO darauf, einen Standard entweder auf internationaler oder europäischer Ebene zu entwickeln. Basis dafür ist das Wiener Abkommen "Vienna Agreement", das „doppeltes Arbeiten“ verhindern soll.

Im Anschluss erfolgt ein paralleles Abstimmungsverfahren und die gleichzeitige Anerkennung, sowohl als Internationaler, als auch als Europäischer Standard (EN ISO).

Ein Europäischer Standard muss unverändert in den nationalen Bestand übernommen werden – in Österreich als ÖNORM EN.

Ablauf der Entwicklung

Schritt 1:

Ein Europäischer Standard wird initiiert von

  • Nationalen Standardisierungsorganisationen, wie z. B. Austrian Standards International,
  • Europäischen Wirtschafts-, Fach-, Berufs- oder Wissenschaftsverbänden,
  • einer internationalen Organisation,
  • der Europäischen Kommission,
  • und/oder dem Sekretariat der EFTA (zur Unterstützung von EU-Richtlinien).

 

Schritt 2:

Dem vorgeschlagenen Projekt muss Zustimmung erteilt werden. Es müssen ausreichend viele nationale Standisierungsorganisationen zur Mitarbeit bereit sein. Die Mittel für die Sekretariatsführung müssen zur Verfügung stehen.

Sind diese Punkte erfüllt, delegiert CEN die Arbeit an die Expertinnen und Experten einer Arbeitsgruppe unter der Leitung eines Technischen Komitees (CEN/TC).

Expertinnen und Experten können sowohl vom CEN/TC, als auch von den nationalen Standardisierungsorganisationen nominiert werden.

Die Arbeitsgruppe hat ab dem Moment der Delegierung drei Jahre Zeit, den Standard zu entwickeln. Dabei wird sie von einem Convenor geleitet und einer nationalen Standardisierungsorganisation unterstützt. Die Arbeitssprache ist Englisch.

Hat sich die Arbeitsgruppe auf einen Europäischen Norm-Entwurf (prEN) geeinigt, folgt eine öffentliche Umfrage. Dafür organisieren die nationalen Standardisierungsorganisationen innerhalb von drei Monaten eine nationale Stellungnahme. Wie das abläuft? In Österreich veröffentlicht Austrian Standards einen "Entwurf ÖNORM EN", zu dem Jede und Jeder eine Stellungnahme einbringen kann, innerhalb von sechs Wochen, direkt bei Austrian Standards International. Das nationale Spiegelgremium berät im Anschluss über diese Stellungnahmen. 

Von der Stellungnahme zur Veröffentlichung

Die so akkordierte nationale Stellungnahme wird durch das Spiegelgremium nun abgegeben.

Ist der künftige Standard als Unterstützung von EU-Richtlinien vorgesehen, handelt es sich um einen mandatierten Norm-Entwurf. In diesem Fall werden auf europäischer Ebene zusätzlich Empfehlungen von Consultants eingeholt. Sie überprüfen, ob die grundlegenden Anforderungen der EU-Richtlinien bzw. der Arbeitsauftrag (Mandat) der Europäischen Kommission erfüllt sind. 

Auf Basis der eingelangten Stellungnahmen erstellt das CEN/TC den Schlussentwurf. Die nationalen Standardisierungsorganisationen entscheiden innerhalb von zwei Monaten in einer gewichteten Schlussabstimmung über die Annahme der EN. 

Inhaltliche Änderungen sind jetzt nicht mehr möglich. Für eine Annahme müssen mindestens 71 Prozent der abgegebenen gewichteten Stimmen positiv sein. Hat eine nationale Standardisierungsorganisation keine Reaktion zu dem Schlussentwurf erhalten, enthält sie sich der Stimme. 

Im Fall einer positiven Abstimmung erfolgt die Ratifizierung eines Europäischen Standards automatisch einen Monat später auf Deutsch, Englisch und Französisch. 

Nach der Ratifizierung muss sie innerhalb von sechs Monaten als nationaler Standard übernommen werden – in Österreich als ÖNORM EN. Abweichende oder widersprechende nationale Standards müssen zurückgezogen werden. 

Bei mandatierten Standards beantragt CEN bei der Europäischen Kommission die Veröffentlichung der Fundstelle der EN im Amtsblatt der EU. 

In regelmäßigen Abständen überprüft CEN durch eine Umfrage in den nationalen zuständigen Komitees (Spiegelgremien), ob eine Überarbeitung einer EN erforderlich ist.

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