ÖWAV RB 214

Markierungsversuche werden vor allem im Zusammenhang mit Fragen des Grundwasserschutzes durchgeführt, um Fließwege und Verweilzeiten des Wassers zu erkunden. Damit können Verbindungen zwischen Einspeise- und Wiederaustrittstellen festgestellt, Einzugsgebiete von Quellen und Brunnen abgesteckt oder Anhaltspunkte über Fließgeschwindigkeit und Fließrichtung des Wassers gewonnen werden. Obwohl bestimmte Fragestellungen auch mit alternativen Methoden (z.B. durch Abflussuntersuchungen, geologische Kartierungen, hydrochemische Analysen) bearbeitet und beantwortet werden können, lassen sich im Streitfalle, vor allem im Behördenverfahren, eindeutige Ergebnisse oft nur durch sorgfältig geplante und durchgeführte Markierungsversuche erzielen. Für Österreich fehlte bisher Erläuterndes in leicht zugänglicher und komprimierter Form, sowohl über die fachlichen Anforderungen an die Ausführenden solcher Versuche als auch über die rechtlichen Aspekte, die mit solchen Versuchen in Zusammenhang stehen. Die Frage des Schutzes öffentlicher Interessen und bestehender Rechte im Einwirkungsbereich derartiger Versuche, insbesondere aber die Frage einer eventuellen wasserrechtlichen Bewilligungspflicht, erfordert eine allgemeingültige und umfassende Antwort. Dabei ist aufgrund der Vielfalt der zum Einsatz gelangenden Markierungsmittel eine Abschätzung ihrer Auswirkung auf die Beschaffenheit des Wassers notwendig. Nicht zuletzt ist auch die Frage zu stellen, ob das ins Auge gefasste Markierungsmittel geeignet ist, das Versuchsziel zu erreichen. Wie zahlreiche Markierungsversuche gezeigt haben, können Markierungsstoffe viele Jahre im Grundwasserkörper verbleiben und periodische oder episodisch über lange Zeiträume zutage treten. Die Ergebnisse solcher Versuche sind auch künftig von Bedeutung. Daher ist für eine Dokumentation bereits durchgeführter wie auch zukünftiger Versuche an einer Stelle zu sorgen, die Kontinuität gewährleistet. Diesem Anliegen wird im vorliegenden Regelblatt besondere Aufmerksamkeit gewidmet und eine praktikable Lösung initiiert. Der Bedarf eines Regelblatts für Markierungsversuche lässt sich auch aus den diesbezüglichen Vorgangsweisen anderer Staaten ableiten, deren Regelungen hier vorgestellt werden. In diesem Zusammenhang wird besonders auf die "Praxishilfe für den Einsatz künstlicher Tracer" (2002) der Schweizerischen Gesellschaft für Hydrogeologie verwiesen. Um auch für Österreich eine derartige Hilfe zu bieten, wurde in der ÖWAV-Fachgruppe "Wasserhaushalt und Wasservorsorge" beschlossen, ein Regelblatt auszuarbeiten, das den speziellen rechtlichen Verhältnissen unserer Republik und dem aktuellen Stand der Markierungstechnik Rechnung trägt. Mit dem vorliegenden Regelblatt 214 "Markierungsversuche in der Hydrologie und Hydrogeologie" hofft der ÖWAV, dieses Ziel zu erreichen und sowohl der Praxis als auch der Wissenschaft Hilfestellung zur reibungslosen und erfolgreichen Abwicklung solcher Versuche zu bieten.