Das war das Summit Research, Innovation and Standardization 2019

Aus Innovationen markttaugliche Produkte und Service machen

Die Brücke zwischen Innovation und Markt

Reges Interesse an Summit zur Verbindung von Forschung, Innovation und Standardisierung.

Wie lassen sich Forschungsergebnisse erfolgreich auf den Markt bringen? Diese Frage beschäftigte die mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Austrian Standards Summit zu Forschung, Innovation und Standardisierung am 13. Juni 2019 im Austria Standards Meeting Center in Wien.

Hochkarätige Vortragende zeigten anhand von Praxisbeispielen, europäischen Initiativen und konkreten Ergebnissen - vor allem des europäischen Projekts BRIDGIT2 - wie Standards und Standardisierung Entwicklungszeiten verkürzen und helfen, aus Innovationen markttaugliche Produkte und Service zu machen.

Manfred Matzka

"Standards weisen in die Zukunft, denn sie sind stets nahe dran an dem, was morgen gebraucht wird", betonte Manfred MatzkaVizepräsident von Austrian Standards International, in seiner Begrüßung. Eine der Kernaufgaben der Normung sei es, die schnellen, die innovativen und die seriösen Akteure zu unterstützen und zu vernetzen.

 

In Zeiten immer kürzerer Entwicklungszyklen könne auch ein vergleichsweise kleines Land wie Österreich dank Innovationsfreude und Schnelligkeit durch thematische Impulse vorne mit dabei sein, erklärte Matzka. Zur Arbeit von Normungsorganisationen gehöre heute - angesichts des hohen Tempos, mit dem man konfrontiert sei, - auch Innovation. Austrian Standards habe den Begriff der Innovation deswegen ebenso bewusst aufgenommen wie die Internationalisierung.

Gerald Kern und Karl Grün

Als Gastgeber eröffneten Karl GrünDirector Development bei Austrian Standards International, und Gerald Kern vom Kooperationspartner FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) die Veranstaltung und boten einen Überblick über das vielfältige Programm. Kern betonte das Service der FFG, Antragsteller bei der Einwerbung von EU-Fördergeldern zu unterstützen, und unterstrich, dass der Aspekt der Standardisierung, etwa beim Programm Horizon 2020, extrem wichtig sei.

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Veröffentlichen reicht nicht

Aljosa PasicTechnology Transfer Director bei Atos Research & Innovation in Madrid, stellte das Projekt CIRRUS vor, das sich mit Zertifizierung, Internationalisierung und Standardisierung von Cloud-Security beschäftigte. Auf Basis eines CEN-Workshop Agreements (CWA) wurden dabei verschiedene Referenzmodelle abgeglichen und Empfehlungen aus verschiedenen EU-Forschungsprojekten zur Standardisierung zusammengestellt und beschrieben.

Aljosa Pasic

Eines der größten Hemmnisse bei der flächendeckenden Anwendung von Cloud-Lösungen sei das fehlende Vertrauen - von Unternehmen wie Privatpersonen -, erklärte Pasic. Gesetzliche Regelungen wie die Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union würden Verbrauchern zwar mehr Rechte einräumen, dabei aber für Unternehmen Fragen wie jene nach dem physischen Ort der Datenspeicherung aufwerfen, welche für diese nicht immer einfach zu beantworten seien.

CIRRUS wurde deshalb initiiert, um einen Ausgleich zwischen den berechtigten Forderungen der Verbraucher nach mehr Transparenz über die Nutzung ihrer Daten und den wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen herzustellen. Die Intention war, der politischen Willensbildung in der Europäischen Union Input in Form einer zusammengefassten Meinung zur Verfügung zu stellen.

Die Herangehensweise war, laufende Forschungsprojekte durch einen koordinierten Dialog zu unterstützen, um eine Annäherung der unterschiedlichen Anstrengungen - etwa bei der Taxonomie zum Thema Sicherheit in der Cloud oder zu Standardisierung und Zertifizierung - zu fördern. Das Ergebnis von CIRRUS waren konkrete Anforderungen und Empfehlungen zu Komponenten, Events (Vorgängen), Datencharakteristiken sowie zu Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit im Rahmen unterschiedlicher Events.

Trotz durchaus konkreter Outcomes war die Resonanz auf das Projekt jedoch überschaubar. Wesentlichste Erkenntnisse von Projektkoordinator Aljosa Pasic: Es reicht nicht, ein Dokument mit Anforderungen und Empfehlungen nur zu veröffentlichen - es muss auch entsprechend beworben und bekannt gemacht werden.

 

Technologieinnovation mit Standards

Bernhard Strobl vom Austrian Institute of Technology (AIT) präsentierte MobilePass. Die im Rahmen des EU-Programms für Forschung und Innovation (Horizon 2020) entwickelte mobile Lösung für innereuropäische Grenzkontrollen an den "grünen Grenzen" verfügt über eine schnelle Gesichtserkennung, einen kontaktlosen Fingerabdruckscanner sowie über UV-, Infrarot- und Dokumenten-Scanner und gleicht die Scans mit unterschiedlichen Datenbanken ab.

Bernhard Strobl

Das System soll überall dort einsetzbar sein, wo keine stationären Systeme verwendet werden können, also bei der Kontrolle von und in Fahrzeugen oder auf freiem Feld. Neben der dazu notwendigen Mobilität waren ein hohes Maß an Sicherheit, Modularität und dezentrale Einsetzbarkeit gefordert. Die Entwicklung der Hardware erfolgte am AIT, die Software wurde von Projektpartnern erstellt.

Bereits in der Einreichung habe man Bezug auf Standards genommen, so Strobl. Anfangs hätte er zwar etwas Mühe mit dem Formalismus in der Normung gehabt. Spätestens bei der Frage nach der Zeitmessung innerhalb des Systems hätte er diesen aber zu schätzen gelernt, so der Forscher.

Dank der umfassenden Standardisierungsarbeit im Zuge des Projekts genieße das AIT nunmehr einen exzellenten Ruf bei der Europäischen Grenzschutzagentur Frontex, so Strobl. Und die eigens entwickelte Capture-Technologie der kontaktlosen Fingerprints findet mittlerweile auch praktische Anwendung in Zutrittssystemen.

 

Standardisierung fördert Wirtschaftswachstum

Wie Standardisierung in Forschungs- und Innovationsprojekten genutzt werden kann, um die Ergebnisse fit für den Markt zu machen, erläuterte Karl Grün von Austrian Standards anhand der Erkenntnisse aus BRIDGIT2. An dem von der Europäischen Kommission und der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA finanzierten EU-Projekt sind neben Austrian Standards neun weitere Normungsorganisationen wie DIN, UNE, AFNOR, NEN und das CEN-CENELEC Management Centre beteiligt.Ziel des Projektes ist es, das Wissen der Akteure in Forschung und Innovation über den Nutzen der Standardisierung zu erhöhen und die Standardisierung in den Communities sichtbarer und stärker nutzbar zu machen. Die Motivation lässt sich ökonomisch begründen: Laut aktuellen Studien seien 25 Prozent des Wirtschaftswachstums auf Standardisierung zurückzuführen, erklärte Grün.

Karl Grün

Und BRIDGIT2 zeigt weitere Vorteile, Standardisierung in Forschungs- und Innovationsprojekten zu nutzen: 53 Prozent der befragten EU-Forschungsteams geben an, dass Standardisierung das Networking mit Stakeholdern vereinfacht. 60 Prozent sind der Meinung, Standardisierung stelle sicher, dass in den Forschungsprojekten entwickelte Dienstleistungen, Systeme oder Produkte mit bestehenden Lösungen am Markt kompatibel sind.

Standardisierung sei ein Prozess, so Dr. Grün, in dem auf Basis eines gemeinsamen Vokabulars mit anderen Stakeholdern innovative Produkte oder Dienstleistungen interoperabel und den gesetzlichen und qualitativen Anforderungen entsprechend für den Markt entwickelt würden.

Gewinn für innovative Unternehmen

Marietta Ulrich-Horn gewährte dem Publikum einen Blick in die Praxis. Die Gründerin und Geschäftsführerin von Securikett - das Unternehmen bietet Lösungen zur Produktauthentifizierung an - arbeitet aktiv an der Ausarbeitung von Internationalen Standards zu Authentifizierung, Rückverfolgbarkeit und Manipulationsschutz mit.

Marietta Ulrich-Horn

Sie berichtete über ihre persönlichen Erfahrungen bei der Entwicklung der ISO 22382 zur Einführung und Umsetzung von Steuerbanderolen. Mit Hilfe von Sicherheitsmaßnahmen können Händler und Verbraucher Originalprodukte einfacher von gefälschten oder illegal gehandelten Artikeln unterscheiden.

Ulrich-Horn hob den fruchtbaren Austausch mit anderen Sichtweisen und das strukturierte Vorgehen im Rahmen der Standardisierung hervor. Sie und ihr Unternehmen seien definitiv als Gewinner aus der Beteiligung an der Normung hervorgegangen, erklärte Ulrich-Horn. Nicht zuletzt, weil ihr Unternehmen Mitarbeiter in verschiedenen Gremien entsende, um sich an der Normung zu beteiligen, und Securikett den eigenen Qualitätsanspruch durch entsprechende Zertifizierungen nachweisen könne.

 

Nettoempfänger Österreich

Gerald Kern von der FFG berichtete schließlich über Struktur und Förderpraxis des EU-Programms Horizon 2020 und des von 2021 bis 2027 laufenden Nachfolgers Horizon Europe. Er ging auf Förderquoten für Forschungs- und Innovationsmaßnahmen ein, erläuterte die Bedeutung der Technology Readiness Levels (TRLS) sowie die Unterschiede in der Förderpraxis von kommerziellen und gemeinnützigen Antragstellern.

Gerald Kern

1,2 Milliarden Euro der im Rahmen von Horizon 2020 ausgeschütteten Fördersumme von 41 Milliarden seien in Projekte aus Österreich geflossen, erklärte Kern. Mit einem Anteil von 2,9% am Gesamtvolumen sei das nicht nur ein erfreulich hoher Wert, es mache Österreich in diesem Bereich auch zum Nettoempfänger, da mehr aus der EU ins Land fließe, als eingezahlt worden sei, so der FFG-Manager.

Beim Nachfolgeprogramm Horizon Europe liegt der Fokus neben Forschung viel mehr auf Innovation, Horizon versteht sich eher als Investment denn als Förderung. Von 2020 bis 2027 stehen 100 Milliarden Euro bereit, mehr als die Hälfte davon ist für Forschung und Innovation zur Bewältigung globaler Herausforderungen vorgesehen.

 

Standardisierung strategisch einsetzen

Die abschließende Podiumsdiskussion war von praktischen Überlegungen bestimmt. Neben der Antragstellung wurden die Unterstützung durch Austrian Standards und die FFG sowie die Förderung von KMUs thematisiert. Weitgehender Konsens herrschte über die Rolle der Standardisierung, um aus innovativen Ideen wirtschaftlich erfolgreiche Produkte zu machen.

Strobl, Ulrich-Horn, Kern, Grün

Gastgeber Karl Grün von Austrian Standards ist mit der Veranstaltung zufrieden: "Das Summit war sehr gut besucht und hat einen sehr breiten Themenmix geboten. Eine klare Rückmeldung der Teilnehmenden war, dass der hohe Nutzen, den Standardisierung für Innovationen und zur Stärkung des Wettbewerbs hat, unbedingt auch in entsprechenden Politiken und Forschungs-Rahmenprogrammen strategisch eingesetzt werden sollte. Denn Standardisierung ist mehr als das Publizieren von Dokumenten. Sie bietet enorme Vorteile, sei es durch das Nutzen vorhandener Netzwerke oder durch das systematische und strukturierte Erheben von Anforderungen und Erwartungen der Stakeholder, die als Grundlage für innovative Lösungen dienen können."

 

Präsentationen zum Download

Aljosa PasicCEN CWA requirements and recommendations for assurance in the cloud (RACS) (PDF, 217 kB)
Bernhard StroblStandardisierungs-Aktivitäten im H2020-Projekt "MobilePass" (PDF, 2,1 MB)
Karl GrünBRIDGIT2 - Wie Standardisierung in Forschungs- und Innovationsprojekten genutzt werden kann, um Ergebnisse fit für den Markt zu machen (PDF, 1,8 MB)
Marietta Ulrich-HornWie die aktive Teilnahme am Standardisierungsprozess zum Unternehmenserfolg beiträgt (PDF, 1,7 MB)
Gerald KernHorizon 2020, Horizon Europe - starke Innovationsorientierung (PDF, 153 kB)

 

Fotos und Pressemeldung

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Karl Grün, Director Standards Development

Karl Grün

Director Standards Development

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